Jeden Tag zwei Erdbeben

In Thüringen und Umgebung gab es 2015 mehr als 700 seismische Erschütterungen

  • Lesedauer: 2 Min.
Erdbeben sind in Ostthüringen keine Seltenheit. Die meisten sind aber nur mit speziellen Messgeräten spürbar. In Thüringen und Umgebung bebte die Erde dieses Jahr bisher im Schnitt gut zweimal pro Tag.

Moxa. In Thüringen und angrenzenden Regionen hat die Erde bis Ende November 704 Mal gebebt. Die meisten dieser Beben seien mit einer Stärke von unter 2 aber so schwach gewesen, dass sie von Laien unbemerkt blieben, sagte der wissenschaftliche Leiter des Geodynamischen Observatoriums in Moxa (Saale-Orla-Kreis), Thomas Jahr, der dpa.

In Thüringen gilt der östliche Landesteil als Erdbebenregion. Die bisher wohl größte Erschütterung war laut Jahr das Mitteldeutsche Beben am 6. März 1872 mit einer Stärke von etwa 5,5. »Damals rannten die Menschen aus ihren Häusern auf die Straße, und Schornsteine stürzten ein«, erklärte der Geowissenschaftler. »So eine Art von Beben trifft die Region rechnerisch alle 100 Jahre.«

Erdbeben entstehen an sogenannten Störungszonen - dort entlädt sich die in der Erdkruste aufgebaute Spannung. Eine solche Zone gebe es etwa entlang einer Linie von Rostock über Leipzig bis Regensburg, erläuterte Bebenexperte Jahr.

Im Vogtland kommt es seit Jahrhunderten immer wieder an der Marienbader Verwerfung zu Erschütterungen der Erde. Das Zentrum liegt unter dem Ort Nový Kostel in Tschechien. Hier kommt es häufig zu Schwarmbeben, also einer Vielzahl meist kleiner Erschütterungen über Tage oder Wochen hinweg. Daher wurden in der Vergangenheit auch schon mehrere Tausend Beben im Jahr gezählt. »Dieses Jahr sind es daher bisher eher wenig«, schilderte Jahr.

Das stärkste Beben in der Region, so erklärte der Wissenschaftler, gab es in diesem Jahr am 16. April westlich von Schkeuditz in Sachsen. Die Forscher in Moxa haben dafür eine Stärke von 3,5 gemessen. Beobachter berichteten damals, dass durch die Erschütterung Gläser im Schrank vibriert hätten. Die Auswirkungen waren bis nach Thüringen zu spüren.

Das stärkste Beben in Thüringen selbst sei Ende August nördlich von Gera mit etwa 2,3 registriert, aber nur von wenigen Menschen wahrgenommen worden. Für mehr Aufmerksamkeit hatte ein Beben in Sondershausen mit einer Stärke von 2,0 gesorgt. Es war allerdings nicht natürlichen Ursprungs, sondern wohl eine Folge des einstigen Bergbaus in der Region. dpa/nd

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