»Wär ich nicht arm«

Oxfam-Bericht über globale Ungleichheit: Forderungen nach mehr Umverteilung

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Berlin. Den Brechtschen Vierzeiler, in dem sich »reicher Mann und armer Mann« gegenüberstehen, kennt jeder: »Und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.«

In anderen Worten hat das jetzt noch einmal das Netzwerk Oxfam zusammengefasst: Die 62 reichsten Menschen besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, die 3,5 Milliarden Menschen umfasst. Während die Superreichen in den vergangenen Jahren noch reicher geworden sind, ging das Vermögen der ärmeren Hälfte sogar noch zurück - obwohl im selben Zeitraum die Weltbevölkerung um 400 Millionen Menschen gewachsen ist. Und: Das oberste Prozent verfügt inzwischen über mehr Vermögen als der Rest der Welt zusammen.

Die Ursachen sind vielfältig. Oxfam verweist vor allem auf die unzureichende Besteuerung großer Vermögen und Kapitalgewinne sowie auf die immer noch existierenden Steueroasen, in die Profite verschoben werden. Laut der Grünen-Vorsitzenden Simone Peter sei es nun endlich Zeit für »umfairteilen«, da sonst die soziale Ungleichheit wegen unzureichender Besteuerung großer Vermögen und wegen der Steueroasen noch weiter »dramatisch« zunehme. Das antikapitalistische Blockupy-Bündnis sprach von einem »globalen Klassenkampf von oben«. Der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, nannte die Oxfam-Zahlen »nur noch obszön«.

Streit brach umgehend darüber aus, ob eine schärfere Besteuerung von Vermögen wirklich etwas ändern würde. Skeptisch äußerte sich Judith Niehues vom unternehmensnahen Institut der Deutschen Wirtschaft: Mehr Steuergelder würden nicht automatisch bedeuten, dass Arme davon profitieren. Für die Trockenlegung von Steueroasen und höhere Abgaben auf Reichtum sprachen sich dagegen Linkspartei und Grüne aus. tos Seite 3

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