Die Gastgeber bringen sich in Stimmung

Handball-EM: Beim 31:25 vor 15 000 Fans in der Kraków-Arena überrennt Polen die Starhandballer aus Frankreich

Frankreich zieht den Hut vor Polen: Polen besiegt den Olympiasieger, Welt- und Europameister Frankreich mit 31:25 und zieht mit der Maximalausbeute von vier Zählern in die Hauptrunde der EM ein.

So ganz leicht fiel es dem erfolgreichsten Trainer des letzten Jahrzehnts nicht, aber nach diesem Spiel zog auch Frankreichs Claude Onesta den Hut vor den polnischen Handballern: »Sie waren in allen Bereichen überlegen: In Abwehr und Angriff und auch körperlich«, sagte Onesta nach einem Match, das Fans und Medien im Land des EM-Gastgebers ins Träumen versetzt hat. »Sensationell, alles machte Sinn!«, schwärmte Polens zweitgrößte seriöse Tageszeitung »Rzeczpospolita« auf ihrer Internetseite nach dem 31:25 (15:12)-Sieg der »Biało-czerwoni« (Weiß-Roten) gegen die Franzosen.

Frankreich ist immerhin das Maß der Dinge im Welthandball: EM-Titelverteidiger, Weltmeister 2015, Olympiasieger 2012. Und gegen eben jenen Titelfavoriten mit dem legendären Torwart Thierry Omeyer und dem 2014er-Welthandballer Nikola Karabatic gelang Polen nun ein überzeugender Start-Ziel-Sieg. Rückraumriese Karol Bielecki, 33, besorgte gleich den ersten Treffer nach einer guten Minute und gab damit das Motto des Spiels vor: Polen in Führung, Frankreich in der Verfolgung, und zwischendurch trifft immer wieder Bielecki. 13 mal setzte der 2,02 m-Mann zum Wurf an, neunmal landete der Ball im Netz von Thierry Omeyer.

5:1 nach fünf, 14:7 nach 22 Minuten - vor 15 000 euphorischen Zuschauern machten die Polen in der Kraków-Arena Ernst. Zwei Tore Rückstand beim 12:14 - näher kam Frankreich den Polen nie, auch weil Torwart-Routinier Slawomir Szmal den Franzosen mit seinen Paraden die Nerven raubte. Nach zuvor zwei knappen Siegen gegen Serbien (29:28) und Mazedonien (24:23) gelang den Gastgebern nun ausgerechnet gegen den Turnierfavoriten Frankreich der erste deutliche Sieg. »In den ersten Spielen wussten wir: Wir müssen gewinnen! Dieses Mal mussten wir nicht siegen, aber wir wollten siegen!«, erklärte Nationaltrainer Michael Biegler Polens ersten Sieg gegen Frankreich seit einem Erfolg in einem EM-Qualifikationsspiel vor 22 Jahren.

Biegler und seine Spieler dürfen sich nun über vier Punkte in der Tabelle der Hauptrundengruppe 1 freuen und über eine Ruhepause bis zum Sonnabend, während die Franzosen schon am Donnerstag wieder aufs Parkett müssen - gegen das Überraschungsteam aus Belarus, das in Vorrundengruppe B immerhin die Isländer hinter sich ließ. Für die Polen sind nun die Norweger die nächsten Gegner, die aus der Vorrundengruppe B ebenfalls mit vier Zählern in die Hauptrunde eingezogen sind.

Seit 2012 ist Trainer Michael Biegler in Polen angestellt, im Sommer 2015 übernahm er zusätzlich auch den Job als Klubtrainer beim HSV Hamburg. Ob er nach der Europameisterschaft noch einmal in Hamburg trainieren wird, ist allerdings ungewiss: Die Handball-Bundesliga (HBL) hat dem insolventen Klub die Lizenz für die laufende Saison entzogen. Damit steht der deutsche Meister von 2011 und Champions-League-Sieger von 2013 als erster Absteiger fest. Die Hamburger sind zahlungsunfähig und hatten im Lizenzierungsverfahren unvollständige Angaben zur Sicherung des Spielbetriebes gemacht. Die Hamburger können aber noch Einspruch gegen das Urteil einlegen. Zudem beseteht die Möglichkeit, die Saison zu Ende zu spielen.

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