Kims Reich: ... und im Himmel

Nordkorea schoss Rakete mit Satellit ins All / Internationale Gemeinschaft besorgt

  • Susanne Steffen, Tokio
  • Lesedauer: 3 Min.
Einen Monat nach seinem vierten Atomtest hat das Regime in Pjöngjang am Sonntag eine Rakete mit Satellit abgeschossen. Die internationale Staatengemeinschaft reagiert empört.

In einer Sondersendung feierte das staatliche nordkoreanische Fernsehen den Raketenstart mit einem Foto des jungen Machthabers Kim Jong-un, der freudig lächelnd von einem Monitor aus den Abschuss verfolgt. Hinter ihm sind Mitarbeiter der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde zu sehen, die den vermeintlichen Erfolg beklatschen. Die Sprecherin verkündete stolz, Nordkorea habe zehn Minuten nach dem Raketenstart um 9 Uhr Ortszeit einen Erdbeobachtungssatelliten namens »Kwangmyongsong 4« erfolgreich in die Umlaufbahn katapultiert. In dem Bericht kündigte Nordkorea ferner an, im Rahmen seiner »legitimen Weltraumforschung zu friedlichen Zwecken« weitere Satelliten ins All zu schießen.

Doch die internationale Staatengemeinschaft, allen voran die Nachbarstaaten Südkorea und Japan, über deren Territorien die Rakete hinweggeflogen ist, verurteilten den Abschuss als verkappten Test einer Interkontinentalrakete. Dies wäre ein klarer Verstoß gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, welche Nordkorea sowohl Atom- als auch Raketentests untersagen.

Der Raketenstart vom Sonntag ist bereits Nordkoreas sechster Abschuss einer Langstreckenrakete. Zuletzt hatte Nordkorea im Dezember 2012 eine Langstreckenrakete getestet und ebenfalls behauptet, der Abschuss habe dazu gedient, einen Kommunikationssatelliten ins All zu befördern. Allerdings konnten internationale Experten nie Signale dieses nordkoreanischen Himmelskörpers entdecken.

Südkoreanische Medien berichten unter Berufung auf nicht namentlich genannte Experten, die jetzige Rakete habe möglicherweise eine Reichweite von 10 000 Kilometern und könne somit theoretisch das amerikanische Festland erreichen.

Auf Drängen von Südkorea, Japan und den USA sollte der UN-Sicherheitsrat noch am Sonntag eine Dringlichkeitssitzung einberufen.

Südkoreanische Regierungsvertreter kündigten Medienberichten zufolge an, angesichts der nordkoreanischen Provokationen die Verhandlungen mit den USA über die Stationierung des Raketenabwehrsystems THAAD beginnen zu wollen. Präsidentin Park Geun-hye forderte eine schnelle Reaktion der Weltgemeinschaft. »Der Sicherheitsrat muss schnell scharfe Sanktionen beschließen«, forderte Park im Rahmen einer eilig einberufenen Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats. Dies sei die einzige Möglichkeit, um das verarmte Land dazu zu bringen, sein Atomprogramm aufzugeben, bekräftigten auch mehrere hochrangige Regierungsvertreter in Mediengesprächen. Laut einer UNO-Schätzung aus dem vergangenen Jahr leiden etwa 70 Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung unter Nahrungsmittelknappheit.

Nachdem japanische Fernsehsender Bilder eines deutlich sichtbaren Objekts gezeigt hatten, das über das Ferienparadies Okinawa hinwegflog und von Experten als nordkoreanische Rakete identifiziert wurde, kündigte die Regierung in Tokio weitere Sanktionen im Alleingang an. »Wir können dies nicht dulden«, erklärte Premier Shinzo Abe vor Reportern. »Wir werden alles tun, um die Sicherheit und das Wohl unserer Bevölkerung zu sichern«, so Abe weiter.

Auch China, Nordkoreas einziger Verbündeter, äußerte sein Bedauern über den Raketenstart, warnte jedoch vor Maßnahmen, welche die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel weiter eskalieren lassen könnten. Offenbar ist die Sorge in Peking groß, eine allzu harsche Reaktion könne das isolierte und ohnehin bereits mit scharfen Sanktionen gestrafte Land an den Rand des Zusammenbruchs führen.

Noch laufen die Beratungen über eine Resolution mit neuen Sanktionen, mit denen Nordkorea für seinen jüngsten Atomtest vom 6. Januar bestraft werden soll.

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