Anti-Terror-Razzien überall in Europa

Verdächtige in Belgien, Niederlande und Deutschland verhaftet / Rechte Hooligans greifen Gedenkfeier an

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit neuen Anti-Terror-Razzien reagieren nicht nur in Belgien die Sicherheitskräfte auf die Anschläge von Brüssel. Rechte Hooligans störten dort eine friedliche Gedenkfeier mit Gewalt.

Die belgischen Sicherheitskräfte bemühen sich, den Vorwurf der Untätigkeit zu entkräften. Nach neuen Anti-Terror-Razzien haben die Behörden drei Verdächtige wegen Terrorverdachts beschuldigt. Die Staatsanwaltschaft stellte am Montag drei Haftbefehle wegen der »Beteiligung an Handlungen einer Terrorgruppe« aus. Yassine A., Mohamed B. und Aboubaker O. waren am Sonntag nach Hausdurchsuchungen in Brüssel und den Städten Mechelen und Duffel nördlich der Hauptstadt festgenommen worden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es bei den drei Beschuldigten »keine direkte Verbindung« zu den Anschlägen in Brüssel. Insgesamt hatte es bei 13 Razzien am Sonntag neun Festnahmen gegeben. Fünf Verdächtige wurden noch am Sonntag wieder freigelassen. Ein weiterer Verdächtiger kam am Montag frei.

Der Mann, der am Brüsseler Flughafen seinen Sprengsatz nicht gezündet hat, ist offenbar immer noch auf freiem Fuß. Nach dem dritten Flughafen-Attentäter war seit Dienstag mit einem Überwachungsfoto gefahndet worden, auf dem er mit einer weißen Jacke und einem Hut zu sehen ist. Am Donnerstag wurde Fayçal C. festgenommen. Am Montag wurde er mangels Tatverdacht wieder freigelassen.

Am Dienstag vergangener Woche hatten sich zwei Attentäter am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft gesprengt. Rund eine Stunde später verübte ein weiterer Angreifer einen Selbstmordanschlag in einer U-Bahn-Station. Es gab 35 Todesopfer und 340 Verletzte.

Am Sonntag hatten etwa 400 teils rechtsradikale Hooligans auf dem Brüsseler Börsenplatz eine friedliche Gedenkveranstaltung für die Opfer der Terroranschläge gestört. Bürgermeister Yvan Mayeur erhob im Sender RTL Vorwürfe. Die Sicherheitsbehörden hätten ihn am Vortag vor »400 Verrückten« gewarnt, die nach Brüssel kommen wollten. Er beschwerte sich, dass die Polizei des Ortes Vilvoorde nördlich von Brüssel die Hooligans nicht aufgehalten habe.

Nach den Anschlägen geraten europaweit immer mehr Verdächtige ins Visier der Ermittler. Am Sonntag nahm eine niederländische Anti-Terror-Einheit in Rotterdam einen 32-jährigen Franzosen fest. Er wird von der französischen Justiz verdächtigt, an der Vorbereitung eines Anschlags in Frankreich beteiligt zu sein, wie die Staatsanwaltschaft Rotterdam mitteilte. Bei der Razzia wurden auch drei weitere Personen festgenommen.

Der Terrorverdacht gegen zwei in Gießen und Düsseldorf festgenommene Männer hat sich nicht erhärtet. Die Bundesanwaltschaft gibt vorerst Entwarnung.

Unterdessen erinnerte auch Papst Franziskus bei seiner Ostermesse an die jüngsten Anschläge. Terrorismus sei eine »blinde und brutale Form der Gewalt«, die in allen Teilen der Welt Blut vergieße. Davon getroffen worden seien neben Belgien auch Länder wie die Türkei und Irak sowie Nigeria, Tschad oder Kamerun.

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