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PERSONALIE

Der Job kann gefährlich sein: »Wenn Argentinien die WM gewinnt, bring ich mich um«, hatte Rios rechter Bürgermeister Eduardo Paes 2013 verkündet und ob seiner Unbeliebtheit damit jede Menge Cariocas zu Fans des Erzrivalen gemacht. Ein Carioca, ein Einwohner von Rio de Janeiro, ist auch der WM-Held von 1994 Romário, der als Romário de Souza Fária am 29. Januar 1966 in Jacarezinho, einem der größten Armenviertel Rios, das Licht der Welt erblickte. Er wog nur 1,8 kg und litt unter Atemnot. Im Laufe des Lebens hat er manchen Rückstand aufgeholt, über 1,67 Meter Körperlänge schaffte er es freilich nicht, weshalb er von seinen Fans liebevoll Baixinho (Der Kleine) getauft wurde.

In der Politik ist Romário bereits seit geraumer Zeit, Ende des Jahres will er sich um das Bürgermeisteramt in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro bewerben und Chancen hat er sicher. »Die Ärmsten in der Bevölkerung brauchen Idole.« So begründete der Präsident der Sozialistischen Partei Brasiliens (PSB) Alexandre Cardoso 2009 das Werben um Romário, der in die PSB eintrat und bei der Wahl 2010 mit den sechstmeisten Stimmen seines Bundeslandes in die nationale Abgeordnetenkammer einzog. Vier Jahre später folgte mit einem Rekordergebnis (Votum von 4,6 Millionen Wählern) der Sprung in den Senat. Romários strategische Ausrichtung kommt an: Kampf gegen Korruption. Und so präsentiert er sich auch für Rio als saubere Alternative: »Man hat mir vorgeworfen, ich habe zu wenig Erfahrung«, sagte Romário. »Aber die gegenwärtige politische Lage zeigt: Die mit der meisten Erfahrung kommen ins Gefängnis. Diese Art der Erfahrung will ich nicht.«

Auf dem Fußballplatz war Treffsicherheit sein Markenzeichen: Nach eigener Rechnung hat er in seiner Laufbahn 1000 Tore geschossen. Der Weltfußballverband FIFA schreibt ihm offiziell »nur« 902 zu. Der Wechsel vom Fußballfeld auf die politische Bühne war bisher ein einziger Aufstieg. Romário gilt schon jetzt als ungekrönter König von Rio, bald könnte er gewählter Bürgermeister sein. Angst davor hat er nicht.

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