Der Sohn der Kordula

Oliver Kern sucht mal wieder nach einem neuen Namen

Noch bevor die Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Brasilien begann, gab es bereits ein beliebtes Spiel im Internet: Jeder konnte seinen Namen eintragen und der »Brazil Name Generator« spuckte den angeblich dazu passenden Fußballer-Künstlernamen aus. Die nd-Sportredaktion mochte das Spiel so sehr, dass sie ihre WM-Kolumne mit den jeweiligen Pseudonymen überschrieb. Der Kollege Grahl schrieb nun also als »Jirkildo«, Kollege Ludewig als »Aleson«. Ich bekam vom Generator den gewöhnungsbedürftigen Kosenamen »Händla« verpasst. Nun ja, ich hieß damals noch Händler, und man kann nicht immer gewinnen.

Mit dem selbst die nd-Sportredaktion überraschenden Aufstieg der Isländer bei der EM 2016 in Frankreich erfreut sich jetzt eine neue Website großer Beliebtheit. Sie ist sogar so gefragt, dass man bei Google schon beim sehr unspezifischen Suchbegriff »Name« unter News-Artikeln sofort dorthin geführt wird. Der »islandsk-navnegenerator« fragt jetzt also den eigenen Vornamen und den des Vaters ab und wandelt die Kombination aus beiden dann in das isländische Alter Ego um. Ich heiße ab sofort - dreimal dürfen Sie raten, wie mein Vater heißt - Óliverður Micháelson. Schon besser.

Ein Problem bleibt aber: Vor gut 21 Monaten habe ich geheiratet und den Namen meiner Frau angenommen. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich es aus feministischen Motiven tat oder weil ich »Händla« einfach immer noch so blöd fand. Jedenfalls machte der oben erwähnte »Brazil Name Generator« aus Oliver Kern plötzlich »Olivildo«, was mir schon eher zusagte.

Wenn ich den neuen Namen aber doch annahm, um ein Zeichen für die Gleichberechtigung von Frauen im patriarchalischen Deutschland zu setzen, fällt mir das auf isländisch sehr schwer. Denn Wikipedia klärte mich auf, dass die Inselbewohner ihre Namen nach der Hochzeit behalten.

Trotzdem: Politisches Zeichensetzen ist immer gut. Nutze ich also den Namen des Schwiegervaters, hieße ich: »Óliverur Háns-Dieterson«. Nun ja, sage ich, wenn schon, denn schon. Also warum nicht gleich den der Schwiegermutter? Das macht »Óliverór Kórðuláson«. Warum sich immer auch der Vorname ändert, ist mir zwar schleierhaft, aber wer regt sich darüber schon auf, wenn er Kórðuláson heißen darf. Den Namen trägt bestimmt kein Isländer. Außer er wurde von seiner alleinerziehenden Mama Kordula nach Befruchtung durch eine anonyme Samenspende großgezogen. Áfram Frauenpower!

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