Seit 90 Jahren olympisch

Bekämpft, geliebt, legendär: Kubas langjähriger Staatschef und Revolutionsführer Fidel Castro feiert Geburtstag

Berlin. Kein Zweifel: Fidel Castro wird als Sportbegeisterter die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro interessiert verfolgen - fraglich jedoch, ob auch an seinem 90. Geburtstag am 13. August Zeit dafür bleibt. Hartnäckig hält sich der Mythos, dass die Geschichte des 20. Jahrhunderts ganz anders geschrieben hätte werden müssen, wäre Castro beim Probetraining in den USA Ende der 40er Jahre nicht durchgefallen, sondern als Profi bei einem Baseballverein verpflichtet worden. Fakt ist, dass er mit 16 auf ein Jesuitenkolleg in Havanna wechselte und sich einen Ruf als herausragender Athlet erwarb - er glänzte in Baseball und Basketball und wurde 1944 zum vielseitigsten Schulsportler Kubas gewählt.

Der große, alte Mann aus Havanna
Fidel Castro feiert seinen 90. Geburtstag

»Wir Revolutionäre haben keine Wahl, nur die Pflicht«
Über das Scheitern der gran zafra 1970 - der großen Zuckerrohrernte, des großen Traums von Fidel Castro. Von Julio García Luis

Weltweites Aufsehen erregte er erstmals 1953 beim sportlich gewagten Versuch, mit ein paar Mitstreitern die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba zu erstürmen - das Unterfangen scheiterte, das Datum aber, der 26. Juli, wurde später ebenso zum Nationalfeiertag erklärt wie der 1. Januar, an dem 1959 nach zweijährigem Guerillakampf der Diktator Batista floh. Castro als Inbegriff der kubanischen Revolution wurde zum Idol linker Bewegungen. Der USA-Politik galt er als Hassfigur, gegen die Attentats- und Putschpläne geschmiedet wurden.

Talent hatte Castro auch im Umgang mit der Machete, was er bei Zuckerrohrernten demonstrierte. 1970 wurde ein mehr als ambitioniertes Planziel vorgegeben: zehn Millionen Tonnen! »Ich habe nie im Leben für etwas so viel Energie aufgewendet wie für diese Zehn-Millionen-Zafra, ich wusste ja, was sie für die Revolution und das Land bedeutet«, sagte Castro. Allen Anstrengungen und einer Rekordernte zum Trotz wurde das Ziel klar verfehlt. »Das muss uns eine große Lehre sein. Die Revolution ist etwas Wunderbares, aber sie erfordert mehr Ernsthaftigkeit, mehr Nachdenken«, war sein Fazit.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.