Revolutionäre Gewalt

  • Hans-Christian Ströbele
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit Peter Weiss verbinde ich spontan die Uraufführung seines Stückes »Die Verfolgung und Ermordung Marats …« im April 1964 im damaligen Westberlin im Schillertheater. Damals durften Werke des Kommunisten Brecht in Westberlin nicht aufgeführt werden. Meist ging ich im Osten ins Berliner Ensemble, ins Deutsche Theater und in die Volksbühne. Beim »Marat« war es anders. Ich mochte politisches Theater. Von »Marat/de Sade« war ich begeistert, wie die meisten Besucher. Mich interessierte die Diskussion des Revolutionärs Marat zur Gewalt in der politischen Umwälzung. Später in der APO war dies ständiges Thema. Peter Weiss wurde nach Berlin eingeladen, wo ich auf ihn getroffen bin. Seine Schriften zu Vietnam und zur »Ermittlung« erschienen im linken Voltaire-Verlag, wurden in der alternativen »Bild«-Zeitung »Extrablatt« beworben und viel diskutiert. Seine Teilnahme am Russell-Tribunal gegen den Vietnamkrieg 1967 war ein wichtiges Signal in die Gesellschaft. Ich erinnere auch, dass er von der DDR-Regierung forderte, man könne gegen Biermann polemisieren, aber solle ihn zu Wort kommen lassen.

Hans-Christian Ströbele ist Rechtsanwalt und Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Berlin-Kreuzberg.

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