Ein Bypass für Schönefeld

Der frühere Zentralflughafen der DDR-Hauptstadt wird für die kommenden Jahre fit gemacht

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Der alte Flughafen Berlin-Schönefeld (SFX), der eigentlich seit mehr als vier Jahren Geschichte sein sollte, wächst über sich hinaus. Gerade erst wurde ein neuer Fluggastrekord vermeldet - von Januar bis Ende Oktober wurden am Standort zehn Millionen Passagiere abgefertigt, im gesamten Vorjahr waren es 8,5 Millionen. Wenn 2017 wie erwartet zwölf Millionen Fluggäste in Schönefeld ankommen und abreisen, ist die Kapazitätsgrenze erreicht. Zur Erinnerung: Als die DDR am Ende war, zählte man hier drei Millionen Passagiere.

Das nicht eben bildschöne Hauptgebäude aus DDR-Zeiten - Terminal A -, das selbst eine permanente Umbauphase durchlebt, flankieren deshalb schon seit Jahren mit den Terminalhallen B, C, und D mehr oder weniger schlichte, als Übergangslösung gedachte Ergänzungsbauten.

Da sich der neue Hauptstadtflughafen BER, dessen Eröffnung derzeit für Ende 2017 avisiert wird, nicht nur erheblich verzögert sondern auch als zu klein konzipiert erwiesen hat, gilt Schönefeld (Alt) inzwischen auf Jahre als unverzichtbar. Und so durchläuft der Terminalkomplex einen umfassenden Ausbau, um die Passagierkapazität zu erweitern und die Aufenthaltsqualität anzuheben. Insgesamt 48,8 Millionen Euro lässt sich die Flughafengesellschaft Sanierung, Modernisierung und Erweiterung in diesem und nächstem Jahr kosten.

So entstand in nur sechs Monaten Bauzeit neben dem »Wellblech« Terminal D eine neue, ausschließlich für die Abfertigung ankommender Fluggäste vorgesehene Halle (D2), wie Flughafenchef Karsten Mühlenfeld versicherte Ende vergangener Woche bei einem Vor-Ort-Termin betonte. »Wir wollen das neue Terminal noch vor Weihnachten eröffnen«, sagte Flughafensprecher Daniel Tolksdorf am Montag dem »nd«. Mit dem 4150 Quadratmeter großen Neubau erhält der überaus knapp bemessene Ankunftsbereich des Flughafens Berlin-Schönefeld quasi einen Bypass. Die Halle verfügt über drei Gepäckbänder und erstmals eine automatisierte Grenzkontrolle. EU-Bürger und registrierte Nicht-EU-Bürger mit biometrischem Reisepass kommen dort schnell durch die Kontrollzone, ohne dass ein Beamter den Ausweis prüft. Zudem erhalten Bundespolizei, Zoll, Grenzveterinärdienst und Pflanzenschutz neue Büros.

Seit Oktober bietet der Abflugbereich im Terminal B mehr Platz - die Fassade wurde vorgezogen und neu gestaltet, so dass jetzt insgesamt 460 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Die Gepäckhalle wurde um 300 Quadratmeter erweitert, die Gepäckabfertigungskapazität um 40 Prozent gesteigert. Nach Angaben des Flughafens verbessert sich durch die Umbauten die Situation an der Sicherheitskontrolle und am Check-in.

Im kommenden Jahr werden dann auch das rund 40 Jahre alte Hauptgebäude A sowie das Terminalgebäude D für die Zukunft fit gemacht. Während das Terminal D zum reinen Abflugterminal umgebaut wird, wird der erste Stock des Terminal A zum Wartebereich »auf der Luftseite« (Transitbereich) umfunktioniert. Gleichzeitig entstehen neue Läden und Bars, die das Gastronomie- und Shoppingangebot in beiden Terminals verbessern werden. Die Aufenthaltsqualität wird auch durch eine deutlich höhere Anzahl von Sitzplätzen aufgewertet.

Auch »landseitig« wird sich einiges tun: So soll Mitte 2017 der Fernbusparkplatz mit seinen 15 Stellplätzen verlegt werden. Der sogenannte Taxispeicher wird auf neun Spuren für 140 Taxen erweitert. Zudem wird die Terminalvorfahrt künftig dem Taxiverkehr vorbehalten bleiben und der Fußgängerweg verbreitert. Das Parkhaus P4 wird nach abgeschlossener Sanierung 750 Stellplätze bieten.

Die Terminalkapazitäten des Flughafens werden laut Mühlenfeld auch nach der Eröffnung des benachbarten Hauptstadtflughafens (BER) weiterhin benötigt - »mindestens bis 2023«, sagte er bei einem Besichtigungstermin am Freitag. Der BER werde vor allem die Fluggäste aufnehmen, die bislang von Tegel aus reisen. Das waren bereits im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Menschen. mit dpa

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