Überall ein Lyriker

Hans-Jürgen Döring tot

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit Bestürzung haben Vertreter aus Kultur und Politik auf den plötzlichen Tod des Vorsitzenden des Thüringer Schriftstellerverbandes, Hans-Jürgen Döring, reagiert. Der 65-Jährige war am Wochenende völlig unerwartet in seinem Eichsfelder Wohnhaus verstorben. Döring habe mit seinem offenen, einnehmenden Wesen etwas verkörpert, was nur wenige Menschen auszeichne: »Er fand die Balance zwischen Politik und Poesie, er war Demokrat mit ganzer Seele«, hieß es in einem Nachruf der in Weimar erscheinenden »Thüringischen Landeszeitung« (Dienstag).

Als Politiker habe der langjährige Landtagsabgeordnete der SPD und »Schöpfer eines kleinen Welttheaters« leidenschaftlich für den Erhalt der Thüringer Kulturlandschaft gekämpft - und sie als Lyriker bereichert. Lyrik sei für den Lehrer für Sport und Deutsch anfangs nur ein Ventil gewesen. Die FDJ habe einst seine Begabung gefördert, und die Begegnung mit dem Jenaer Oppositionellen Jürgen Fuchs, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, habe ihn ermutigt, die Widersprüche des Sozialismus zu benennen. »Döring, der die Silly-Musik liebte und bei Tamara Danz mal eine Nacht mit Rio Reiser durchgezecht hatte, dichtete überall - im Zug, bei Spaziergängen und im Landtag«, schreibt die Zeitung. Bis zuletzt habe sich der Verstorbene den gesunden (Selbst-)Zweifel bewahrt. In einem Interview forderte er einst, Autoren müssten lernen, »im Regen zu tanzen«. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -