Das stinkt nach Diktator

Oliver Kern über den Rauswurf des FBI-Chefs James Comey

  • Lesedauer: 1 Min.

Der US-Präsident schmeißt den FBI-Direktor raus. Was für ein Schock! Und was für ein Fehler. Dabei hatte Donald Trump im Wahlkampf James Comey noch als unparteiischen Ermittler gepriesen, als der Konkurrenten Hillary Clinton wegen ihrer E-Mail-Affäre unter Druck brachte. Als der Direktor jedoch zur Erkenntnis kam, dass es für eine Anklage nicht reichen würde, wurde er für Trump vom Freund zum Feind.

Auf der anderen Seite glaubt Clinton, dass allein Comeys Ermittlungen zu ihrer Wahlniederlage geführt hätten. Daher dachte Trump offenbar, dass auch die Demokraten die Entlassung befürworten würden. Die Fehleinschätzung könnte kaum größer sein. Über Parteigrenzen hinweg ist allen klar, dass es nicht um Clinton geht, sondern um die von Comey geführten Ermittlungen zu Russlands Einmischung in die US-Wahlen und die Verbindungen zu Trumps Wahlkampfteam.

Unter diesen Vorzeichen den Hauptermittler zu entlassen, stinkt nach einem Diktator, der sich seiner Gegner in Politik und Strafvollzug entledigen will, zumal die Entscheidung von Generalbundesanwalt Jeff Sessions abgesegnet wurde, der bei den Ermittlungen selbst unter Beschuss steht. Der letzte US-Präsident, der solch einen Schritt wagte, war Richard Nixon. Er entließ 1973 den Watergate-Sonderermittler. Ein Jahr später musste er selbst zurücktreten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal