Ein erzsozialer Katholik

Personalie

  • Heinz Wraneschitz
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist so etwas wie ein katholischer Außenminister: Ludwig Schick, Bambergs Erzbischof, leitet seit 2006 die »Kommission Weltkirche« der Deutschen Bischofskonferenz. Damit ist der 67-Jährige auch für die Zusammenarbeit mit den Ländern des Globalen Südens zuständig.

Der frühere Professor für Kirchenrecht hat sich nicht nur in katholischen Kreisen einen Namen gemacht. Er stand es durch, dass er für sein (verkürztes) Zitat zu einem möglichen »muslimischen Bundespräsidenten« im vorigen Jahr mit Hasskommentaren überschüttet wurde. Trotz heftiger Angriffe von Erzkonservativen und Rechten, insbesondere AfD-Anhängern: Schick blieb bei seiner »grunddemokratischen Aussage« einer möglichen Wahl eines Muslims auf den Posten.

Kürzlich diskutierte Schick mit der Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, in Nürnberg über Armut. Der Erzbischof und die Linke waren in ihren Einschätzungen erstaunlich oft nah beieinander. Schick sieht in den westlichen Demokratien einen »Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und der Abwendung von demokratischen Prozessen« von Teilen der Bevölkerung. Gerade deshalb sei Bildung wichtig: »Die Menschen müssen wissen, dass Kapital und Vermögen sozialpflichtig sind.« Wagenknecht betonte, dass sehr reiche Menschen einen ganz anderen Zugang zu Politikern haben als andere Menschen.

Der Erzbischof brandmarkt auch den Umgang der westlichen Welt mit afrikanischen Staaten. »Was die Menschen am meisten behindert, sind die Kriege.« Diese seien »Folge ausbeuterischer Wirtschaftsbeziehungen und Waffenlieferungen«. Bei Handelsverträgen müsse die Menschenrechtsfrage ganz oben stehen, dann könnten Kriege verhindert werden.

»Eigentlich müsste ein wahrer Christ doch Sozialist sein«, sagte bei dem Nürnberger Gespräch ein Besucher. Nein, erwiderte Schick, nicht Sozialist. Aber sozial eingestellt und die Würde jedes Menschen und dessen Rechte achten, das müssten wahre Christen.

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.