Ein ungewollter Zwischenschritt

Deutschlands Volleyballer verpassen die direkte WM-Qualifikation. Ob die Stars in Runde zwei helfen, ist ungewiss

Die deutschen Volleyballer müssen nachsitzen. Die erste Chance, sich für die WM 2018 zu qualifizieren, ließen sie in Lyon ungenutzt. Beim dortigen Qualifikationsturnier hatten sie die ersten vier Spiele ohne Satzverlust überstanden, doch am Sonntagabend erwiesen sich die französischen Gastgeber beim 0:3 als zu stark - und die deutsche Auswahl unter ihrem neuen Bundestrainer Andrea Giani noch als zu wackelig. »Wir haben wirklich gute Einzelspieler, aber wir müssen noch lernen zusammenzuspielen«, erklärte der Italiener die enttäuschend klare Niederlage, die seine Sommerplanung gehörig durcheinanderwürfeln dürfte.

»Frankreich ist zur Zeit das beste Team der Welt«, sagte Giani, der aus Erfahrung spricht. Bei der EM 2015 hatte er auf seiner ersten Station als Nationaltrainer Außenseiter Slowenien sensationell ins Endspiel geführt, um dort an eben jenen Franzosen zu scheitern. Giani bevorzugt einen riskanten Hau-drauf-Stil. Der half damals gegen die ebenfalls schlagkräftigen Polen und Italiener, stieß gegen die cleveren und defensivstarken Franzosen aber an seine Grenzen. Auch diesmal entschärften Frankreichs Block und Libero Jenia Grebennikov Deutschlands Starangreifer Georg Grozer eindrucksvoll.

Giani hatte für Lyon noch mal das Beste zusammengetrommelt, was der deutsche Volleyball in den vergangenen Jahren zu bieten hatte, obwohl langjährige Leistungsträger wie Grozer oder Jochen Schöps zuvor schon ihre Nationalmannschaftskarriere beendet hatten. Bei der World League im Juni wollte Giani nun die zweite Reihe testen, bevor er die EM im August wieder mit den alten Granden plante. Die hätte er nun aber sicher gern schon bei der letzten WM-Qualifikationsrunde im Juli beisammen, für die sich die deutsche Mannschaft mit Platz zwei qualifiziert hat.

Ob Grozer und Co. aber drei Turniere im Sommer spielen werden, ist fraglich. Auch der wichtige Zuspieler Lukas Kampa hatte gegenüber »nd« beim Trainingslager in Kienbaum noch gesagt, nur in Lyon und bei der EM in Polen spielen zu wollen. Mit einer reinen Talentetruppe wäre der nötige Sieg beim Sechserturnier um den letzten WM-Platz aber in Gefahr.

Etwas helfen könnte der Heimvorteil, noch hat sich der Deutsche Volleyball-Verband aber nicht zu einer Bewerbung um die Ausrichtung entschlossen. Es wäre finanziell mit Sicherheit ein Minusgeschäft. Sechs Mannschaften zu betreuen ohne Zuschüsse der Dachverbände oder die Aussicht auf viele Zuschauer in der Ferienzeit, sind keine rosigen Aussichten. Die WM zu verpassen und in der Versenkung zu verschwinden, könnte am Ende aber noch teurer werden.

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