Kredite für Frauen greifen bei Armutsbekämpfung zu kurz
Martin Ling über den Fonds der Weltbank für Unternehmerinnen
Es ist das greifbarste entwicklungspolitische Ergebnis des G20-Gipfels: Die »Women Entrepreneurs Finance Initiative«, ein bei der Weltbank angesiedelter Fonds, nimmt Formen an. Mehr als 325 Millionen Dollar Zusagen konnte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim in Hamburg stolz vermelden, immerhin ein Drittel der angedachten Milliarde Dollar als Startkapital. Der von Kim mit Trump-Tochter Ivanka ersonnene Fonds hat einen klaren Zweck: Förderung von Unternehmerinnen. Frauen und frauengeführten Unternehmen soll damit der Zugang zu Krediten erleichtert werden und auch technische Unterstützung, Ausbildung und Beratung gehört zur Angebotspalette.
In der Entwicklungspolitik hat sich seit geraumer Zeit herumgesprochen, dass Frauen eine zentrale Rolle bei der Armutsbekämpfung zukommt. Das ist ebenso unbestreitbar, wie dass der Zugang zu Krediten und Mikrokrediten einen individuellen Weg aus der Armut bieten kann, weil er Frauen in die Lage versetzt, sich Produktionsmittel anzueignen, an die sie nur mit Eigenmitteln nicht gelangen könnten.
In Bezug auf das ausgegebene Ziel der Armutsbekämpfung ist die Zielgruppe des Fonds schlecht gewählt: städtische Unternehmerinnen. Dabei sind es die Frauen in ländlichen Gebieten, die überproportional stark von Armut und Unterernährung betroffen sind, obwohl sie zur Hälfte zur landwirtschaftlichen Produktion beitragen. Der Unternehmerinnenfonds wird bei der allgemeinen Armutsbekämpfung eine absehbar begrenzte Wirkung entfalten. Das gilt für Kredite generell: An der unfairen Weltwirtschaftsordnung geht ihre Wirkung vorbei.
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