Pendeln ohne Funkloch?

WLAN in Regionalzügen in Sachsen-Anhalt

  • Lesedauer: 2 Min.

Magdeburg. Auf einem Gleis mitten auf einer Wiese steht eine auf den ersten Blick ganz normale rote Regionalbahn. Bis vor wenigen Stunden haben die Techniker auf dem Werkstattgelände der Deutschen Bahn im brandenburgischen Wittenberge dem Wagen jedoch gefragte Technik verpasst. Ein Mitarbeiter weist mit dem Finger ans Dach des Zugs: eher unscheinbare langgezogene schwarze Knubbel machen den Unterschied. Die neue Ausrüstung ist für Reisende in den Zügen der Elbe-Saale-Bahn das Versprechen auf stabiles Internet. Nicht auf eigene Handy-Rechnung, sondern als kostenloses WLAN-Angebot.

Damit können sich Fahrgäste in Mitteldeutschland jetzt nicht nur in den ICE-Schnellzügen der Deutschen Bahn einloggen, sondern auch in Nahverkehrs-Zügen: Sachsen-Anhalt hat die Zugflotte für ein komplettes Netz mit der Technik ausrüsten lassen - und gehört damit zu den Vorreitern. In allen 60 Wagen, die auf den Strecken quer durchs Land von Naumburg und Halle bis Magdeburg und ins brandenburgische Wittenberge unterwegs sind, soll das Surfen beim Fahren funktionieren. Am Montag wird der letzte Zug offiziell an den Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) übergeben.

Seit April hatten die Wittenberger Techniker die Züge umgebaut, oft im Zwei-Schicht-System, wie eine Bahnsprecherin sagt. Das Team habe für das Projekt auch das eigene System Colibri und eine passende gleichnamige App entwickelt und programmiert. Nacheinander wurden die aufgerüsteten Wagen auf die Strecke geschickt. Resonanz bisher? Die Zahl der Nutzer schwanke zwar, steige aber stetig, sagt Projektleiterin Henriette Hahn von der Bahntochter DB Regio. »Die Nutzung des Datenvolumens verdoppelt sich seit April jeden Monat. Die Versorgung wird immer stabiler, das Angebot immer bekannter und deshalb auch häufiger genutzt«, fasst Hahn zusammen.

»Wir hatten einen typischen Pendler vor Augen, der 220 Tage im Jahr die immer gleiche lange Strecke fährt«, sagt Klaus Rüdiger Malter. Er ist Geschäftsführer des Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt. Malter und sein Team verhandeln und entscheiden für das Bundesland, welcher Bahn-Anbieter auf den Nahverkehrsstrecken fährt und wie das Angebot aussehen soll. Ihr Credo: Bahnfahren attraktiv zu machen, auch im eigenen Interesse. Jede zusätzlich verkaufte Fahrkarte bedeute für das Land beim Zuschussgeschäft Nahverkehr weniger finanzielle Last. dpa/nd

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