Westorientierung: AfD sucht Anschluss in den USA

Die neue Nationale Sicherheitsstrategie der USA setzt auf europäische »Patrioten«

Mit einem Videoauftritt begeisterte Elon Musk AfD-Anhänger im Januar 2025 beim Auftakt zum Bundestagswahlkampf.
Mit einem Videoauftritt begeisterte Elon Musk AfD-Anhänger im Januar 2025 beim Auftakt zum Bundestagswahlkampf.

An diesem Samstag wird der AfD-Bundestagsabgeordnete und Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 2026 Markus Frohnmaier mit dem Allen W. Dulles Award ausgezeichnet. Der nach einem früheren CIA-Chef benannte Preis ist für Frohnmaier eine schöne Ehrung. Die AfD soll damit für ihren Einsatz »im besonders repressiven und feindseligen politischen Klima Deutschlands« gewürdigt werden.

Der New York Young Republican Club, den es seit über 100 Jahren gibt, verbindet mit der Auszeichnung auch die Hoffnung, eine »triumphierende AfD« könne in Deutschland für eine neue Staatsordnung sorgen; dies sei, was »die Hüter der gescheiterten liberalen Ordnung am meisten fürchten«. Frohnmaier wird die Auszeichnung am Samstag bei einer Gala der New York Young Republicans entgegennehmen und dort auch eine Rede halten. Etwa 20 AfD-Politiker*innen aus Bund, Ländern und dem Europaparlament werden ihn begleiten.

Frohnmaier war schon vor einigen Wochen in Washington, hielt an der Georgetown-Universität einen Vortrag vor jungen Republikanern, besuchte ein deutsches Oktoberfest und traf sich mit einem für »Public Diplomacy« zuständigen Beamten des Außenministeriums. In einem anschließend veröffentlichten Video inszenierte sich Frohnmaier als Alternative zu Außenminister Wadephul.

Kontakte wie der zum US-Außenministerium sind es, die für die AfD von besonderer Bedeutung sind. Mit allerlei Einzelpersonen und Thintanks aus der MAGA-Bewegung ist die Partei gut vernetzt. Regierungskontakte sind es aber, die für sie zählen. Das ist auch ein Grund, wieso Alice Weidel zögerlich auf jüngste Einladungen von Republikanern aus der zweiten Reihe reagiert. Weidel setzt auf hochkarätige Treffen, wie es sie zum Jahresanfang gab: eine Plauderei mit Elon Musk in dessen Netzwerk X, der Video-Auftritt von Musk beim Wahlkampfauftakt der Partei oder das Treffen mit US-Vizepräsident JD Vance nach dessen Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

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Vance hatte damals im rüden Ton Migration und mangelnde Meinungsfreiheit als zentrale Probleme Europas benannt. Seit vergangenem Freitag ist klar, dass Vances Rede zur neuen US-Doktrin geworden ist. In der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie der USA wird ein düsteres Bild von Europa gezeichnet. Der Kontinent gehe wirtschaftlich den Bach runter, durch Massenmigration drohe eine Überfremdung, und die EU unterdrücke die Meinungsfreiheit. Dagegen wollen die USA vorgehen. Man will den Wiederaufstieg der Nationen mit ihrem individuellen Charakter und ihrer eigenen Geschichte unterstützen. Der »wachsende Einfluss patriotischer europäischer Parteien« gebe in diesem Zusammenhang »Anlass zu großem Optimismus«.

Ein Optimismus, der bei der AfD auf große Gegenliebe stößt. Hat man bisher von den Kontakten zu den Thintanks etwa durch Kampagnenschulungen und Strategieempfehlungen profitiert, könnte die Unterstützung der US-Regierung auch handfester aussehen. Sanktionen gegen AfD-Gegner aus Politik, Justiz und Wirtschaft sind etwa vorstellbar oder Wirtschaftssanktionen gegen die Bundesrepublik.

In der AfD ist die Unterstützung der US-Regierung besonders für diejenigen wichtig, die die Partei als konservative Fortführung der CDU inszenieren wollen. Sie können jetzt behaupten, dass die AfD die Westbindung fortführe.

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