Frankreich verschiebt Atomausstieg

Umweltschützer kritisieren »schweren Fehler«

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Paris. Frankreich schiebt die geplante Atomwende um bis zu zehn Jahre auf. Umweltminister Nicolas Hulot sagte am Mittwoch, die Regierung wolle »spätestens bis 2035« den Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung auf 50 Prozent senken. Die Vorgängerregierung hatte 2015 in einem Energiewende-Gesetz festgelegt, den Atomanteil bis 2025 von 75 auf 50 Prozent zu senken. Hulot kritisierte, seitdem seien keine Maßnahmen ergriffen worden. Die Machbarkeit der Vorgabe ist schon länger umstritten.

»Wenn man am Datum festhalten will, (...) wird das zum Nachteil unserer Klimaziele geschehen«, sagte Umweltminister Nicolas Hulot am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Paris. Denn dann müsse im Gegenzug die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen angekurbelt werden.

Hulot will nun innerhalb eines Jahres ein neues Datum für den Teilausstieg vorlegen. »Wir müssen es sehr wahrscheinlich auf 2030 verschieben, spätestens bis 2035«, sagte er. Vor einer Festlegung will der Minister mit Energiekonzernen, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen verhandeln. Zum Atompark gehören derzeit 58 Reaktoren. Viele gelten als veraltet und pannenanfällig. Hulot bekräftigte den Willen der Regierung, das AKW in Fessenheim in der Nähe der deutschen Grenze zu schließen. Es soll Ende 2018 vom Netz gehen, wenn ein neuer Druckwasserreaktor im nordfranzösischen Flamanville den Betrieb aufnimmt.

Von Umweltschützern und der Opposition kam scharfe Kritik. Greenpeace warf dem Minister einen »schweren Fehler« vor. Ohne ein klares Bekenntnis zum Atomausstieg könnten sich erneuerbare Energien nicht entwickeln. Die frühere sozialistische Umweltministerin Delphine Batho bemängelte, der Regierung Macron mangele es in ökologischen Fragen an Entschlossenheit. Der grüne EU-Abgeordnete Yannick Jadot erklärte, Hulot mache sich die »ausgelatschten Argumente der Atomindustrie« zu eigen. AFP/nd

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