Werbung

Perus Fußballer versetzen ihr Land in den Ausnahmezustand

Durch das 2:0 über Neuseeland im Playoff-Rückspiel nimmt Peru erstmals seit 1982 wieder an einer Weltmeisterschaft teil

  • Nikolaj Stobbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf der Plaza Mayor im Zentrum Limas feierten die Menschen dicht gedrängt bis in die Morgenstunden. Sie hüpften, tanzten, schrien ihre Freude heraus und schwenkten rot-weiße Fahnen. Durch das 2:0 über Neuseeland hatte Peru erstmals seit 1982 das Ticket für eine Fußball-WM gelöst.

»Das sind große Gefühle«, sagte Mittelfeldspieler Christian Cueva vom FC Sao Paulo mit Tränen in den Augen. »Es ist ein Kindheitstraum. Unser Land hat die Negativserie so lange nicht gebrochen. Jetzt gehe ich feiern«, kündigte der 25-Jährige an.

Auch Staatspräsident Pedro Pablo Kuczynski war aus dem Häuschen. »Wir haben mehr als 35 Jahre auf die WM-Rückkehr gewartet«, twitterte das Staatsoberhaupt: »Danke Krieger, dass ihr uns diese Freude beschert habt.« Der Ex-Schalker Jefferson Farfan (27.) und Christian Ramos (65.) hatten im Play-off-Rückspiel die Tore für die Südamerikaner erzielt. Das Hinspiel in Wellington war 0:0 ausgegangen, so dass der Anden-Staat als letzte und 32. Nation die Qualifikation für die WM in Russland perfekt machte. Farfan (33), mittlerweile in Diensten von Lokomotive Moskau, widmete seinen Treffer dem früheren Bundesliga-Profi Paolo Guerrero, der wegen eines positiven Dopingtests nicht spielen konnte. »Er war allgegenwärtig. Paolo, das ist für dich«, erklärte Farfan.

Neuseeland, nur 122. der Weltrangliste, verpasste die dritte WM-Teilnahme nach 1982 und 2010. Dennoch war das Fazit positiv. »Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft. Jeder sollte es ein, denn was die Spieler geleistet haben, ist unglaublich«, sagte Nationaltrainer Anthony Hudson. Allerdings war Hudson auch verärgert über das Verhalten der Gastgeber. Peruanische Fans hatten in der Nacht vor dem Spiel am Teamhotel der Neuseeländer immer wieder Feuerwerkskörper entzündet und so den wichtigen Schlaf gestört. »Wir hätten eine bessere Nacht gehabt, wenn wir in der Nähe von Perus Teamhotel übernachtet hätten«, meinte Hudson.

Perus Anhänger hatten in der Tat nichts unversucht gelassen. Vor dem Anpfiff hatten Medizinmänner am Nationalstadion in Lima Rituale vollführt und den Gegner mit einem Fluch belegt. Auch die Regierung stimmte ihr Land auf das Duell ein und schickte einen rot-weiß geschmückten Kampfflieger mit der Aufschrift »Vamos Peru« über Limas Küste. Dementsprechend hoch war die Anspannung im Land, und ebenso groß war auch die Freude über den Sieg. Als Farfan zum 1:0 getroffen hatte, verschickte ein Frühwarnsystem für Erdbeben einen Warnhinweis per App - doch zum Glück handelte es sich um einen Irrtum: Die Feiern konnten ungestört weitergehen. SID/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal