- Politik
- Krieg in Afghanistan
Taliban greifen Luxushotel in Kabul an
Mehrere Menschen bei der Attacke getötet / Nächster Abschiebeflug startet am Dienstag in Düsseldorf
Kabul. Bewaffnete haben das Hotel Intercontinental in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. Wie viele Menschen bei der Attacke umgekommen sind, ist unklar. Die Deutsche Presse-Agentur spricht von mindestens zehn Toten, ein Sprecher des Innenministeriums erklärte hingegen, insgesamt seien sechs Zivilisten getötet worden, unter ihnen eine Ausländerin. Und ein von Spezialkräften aus dem Luxushotel geretteter Augenzeuge sagte, die Zahl der Opfer sei »viel höher« als offiziell von der Regierung angegeben.
Mehr als 13 Stunden lieferten sich radikalislamische Angreifer Gefechte mit Sicherheitskräften. Aus dem Gebäude waren aber auch Stunden später am Sonntag noch Schüsse und Explosionen zu hören. Die Taliban bekannten sich per Email zu der Tat und sagten, fünf ihrer »heiligen Krieger« hätten das Hotel überfallen und Dutzende ausländische und afghanische Feinde getötet.
Die Zahl der ausländischen Gäste im Intercontinental schrumpft seit Jahren. Das Haus gilt angesichts der drastischen Verschlechterung der Lage in Kabul nicht mehr als sichere Adresse. Behörden bestätigten, dass im Hotel zum Zeitpunkt der Angriffs eine Hochzeitsfeier im Gang gewesen sei. Außerdem waren mehr als 100 Menschen für eine Konferenz afghanischer Computerexperten angereist.
Die Angreifer waren am Samstagabend nach 21.00 Uhr (Ortszeit) durch die Küche in das Hotel eingedrungen. Kurz darauf kreisten Helikopter über dem Hotel. Die Szene weckte in Anwohnern Erinnerungen an einen ähnlichen Angriff im Jahr 2011, als neun Talibankämpfer das Hotel, das auf einem Hügel liegt, angegriffen hatten. Etwa ein Dutzend Gäste und Angestellte wurden getötet. Die Angreifer konnten erst nach Stunden unschädlich gemacht werden.
Die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt hat sich in jüngster Vergangenheit verschlechtert. 2017 gab es dort mehr als 20 schwere Anschläge der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat mit mehr als 500 Toten. Bei dem ersten Anschlag im neuen Jahr auf einen Sicherheitsposten waren Anfang Januar mindestens 20 Menschen getötet und 30 verletzt worden.
Das scheint die Bundesregierung herzlich wenig zu interessieren. Für Dienstag ist der nächste Abschiebeflug mit Geflüchteten aus Afghanistan ab Düsseldorf geplant. Proteste sind angekündigt. Agenturen/nd
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.