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Ein Dank an Gott

  • Lesedauer: 2 Min.

Im Streit um den Umgang mit dem als sexistisch kritisierten Gedicht von Eugen Gomringer hat die Tochter des Schriftstellers das Werk verteidigt. »Ich habe ›avenidas‹ immer theologisch gelesen - als einen Dank an Gott«, sagte die Germanistin Nora Gomringer der »Berliner Zeitung « (Montag). Zugleich übte die 1980 geborene Autorin Kritik an der geplanten Übermalung des Gedichtes ihres Vaters.

Der Bezug zur Religion sei den Gedicht-Kritikerinnen aber wahrscheinlich »auch wieder lästig«, sagte Gomringer: »Mit einem Gott, dem Straßen, Blumen - und Frauen - ihre Existenz verdanken, wollen sie nichts zu tun haben. Ich glaube, der ganze Streit um das Gedicht ist letztlich eine gewalttätige Absage an die Religion, an die Existenz Gottes in der irdischen Wirklichkeit.« Vordergründig werde mit dem Streit um das Gedicht ein Geschlechterkampf ausgetragen. Nora Gomringer zufolge ist das Gedicht ihres Vaters dagegen »ein staunendes Betrachten, das Abstand hält - und ist eigentlich eine religiöse Kategorie«.

Das in die Kritik gerate Gedicht des bolivianisch-schweizerischen Künstlers »avenidas« ziert seit 2011 eine Außenmauer der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin. Studierende der Fachhochschule hatten wiederholt eingewandt, das Werk reproduziere eine »klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren«. Zudem erinnerten die Verse »unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind«. Der Senat der Hochschule beschloss daraufhin Ende Januar, das Gedicht übermalen zu lassen. dpa/nd

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