Die Zukunft ist multikulturell

Rebellischer Künstler aus dem Baskenland: Fermin Muguruza gastiert im »Clash«

  • Ralf Streck
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor fünf Jahren spielte der baskische Künstler Fermin Muguruza zum letzten Mal in Berlin. Damals trat er am Ersten Mai in Kreuzberg auf. Nun kehrt Muguruza in die Stadt zurück, die er »ins Herz geschlossen« hat. Präsentieren will er diesmal seinen Comic »Black is Beltza« (Schwarz ist Schwarz), der auch Grundlage für einen Animationsfilm ist. Der Titel spielt auf die in den 1960er Jahren in den USA begründete Bewegung »Black is beautiful« an. Jener Zeit, in der die Black Panthers, Malcom X und Martin Luther King für die sozialen und politischen Rechte der Schwarzen kämpften, hat Muguruza ein ganzes Programm gewidmet, an dem er seit sechs Jahren arbeitet. Entstanden sind ein Drehbuch, der Comic, Ausstellungen in Bilbao und Barcelona und nun der Film. Im Kreuzberger »Clash« bringt Muguruza an diesem Freitag nicht nur Musikergrößen aus aller Welt zusammen, er stellt im Mehringhof auch einen Auszug aus seinem neuen Film vor, dessen Premiere erst auf einem Festival im baskischen Donostia (San Sebastián) im September geplant ist.

Muguruza gilt als »der Vertreter« des radikalen baskischen Rocks. Als Frontman der Bands Kortatu und Negu Gorriak brachte er bereits in den 1980er und 1990er Jahren baskischen Ska, Punk und Rock mit linker Botschaft in die Welt und wies auf den harten Konflikt mit Spanien hin. Geprägt ist er vom Kampf gegen die spanische Franco-Diktatur, von der harten Zeit des »Übergangs«, vom Straßenkampf »in vorderster Frontlinie«, wie ein Kortatu-Song heißt.

Muguruzas Kindheit und Jugend waren bestimmt von Streiks, bei denen Arbeiter von Sicherheitskräften getötet wurden, von sozialen Bewegungen und vom bewaffneten Kampf der ETA für ein unabhängiges, vereintes und sozialistisches Baskenland. Aufgewachsen ist er in »Mosku« (Moskau), einem politisch linken Stadtteil Iruns, der offiziell Urdanibia heißt. Die Grenze, die das Baskenland teilt, ist nur einen Steinwurf entfernt. Hier lebt Muguruza, inzwischen auch ein bekannter Filmemacher, noch heute.

Seine Arbeit an »Black is Beltza«, erzählt er, »begann damit, dass ich erfuhr, dass eine Gruppe mit Riesenfiguren aus Pamplona 1965 in New York auftrat, ihre schwarzen Figuren aber wegen der Rassendiskriminierung in den USA verboten wurden«. Für Muguruza die Initialzündung, um zu erklären, »wo wir Basken« damals standen: »Unsere Sprache, unsere Tänze waren verboten, auch wir wurden diskriminiert.« Für seinen Comic schuf er »eine Art baskischen Corto Maltese«, der »an den revolutionären Bewegungen der 1970er Jahre teilnimmt«. Verarbeitet ist im Comic auch seine Erfahrung, die eigene Sprache nach dem Ende der Diktatur erst erlernen zu müssen. »Mich hat stets die Verteidigung der eigenen Kultur, der eigenen Sprache bewegt«, sagt Muguruza. Doch dazu müssen für ihn »Internationalismus, Antirassismus und Respekt vor allen anderen Kulturen« kommen. Diese Momente spiegeln sich seit 30 Jahren in seiner Musik, seinem Theater, seinen Filmen wider.

Muguruza will zeigen, »woher wir Basken kommen, aber vor allem, dass wir eine andere Zukunft haben: Es wird eine multikulturelle Gesellschaft sein, das will ich zeigen.« Diese Durchmischung soll sich beim Konzert im »Clash« auch dadurch zeigen, dass seine Titel neu als Dub-Version performt werden. Nicht seine Brüder oder baskischen Freunde werden sie spielen, sondern Künstler wie Charlat58 (Dub-Größe aus Barcelona und Perkussionist von Manu Chao), die mexikanische Keyboarderin und Sängerin Ceci Bastida (Tijuana No!) die Ex-Kinky-Beat-Sängerin Matah. Dabei sind auch die DJs von Lucha Armada. Ein Teil der Einnahmen geht an das Netzwerk Medibüro Berlin, das sich für das Recht auf Gesundheitsversorgung aller Migranten einsetzt.

Am 16. Februar, 21 Uhr, im Clash, Gneisenaustr. 2A, Kreuzberg

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