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  • FC Barcelona in der Champions League

König Messi und kleine Helden

Mit einem 3:0 schießt sich der FC Barcelona gegen Chelsea London ins Viertelfinale der Champions League

  • Martin Ling, Barcelona
  • Lesedauer: 4 Min.

Mehr Beifall hat André Gomes im Camp Nou noch nie erhalten. In der 60. Minute kam er für den angeschlagenen Sergio Busquets auf den Platz, wurde von den Fans des FC Barcelona beklatscht und danach mehrfach mit André-Gomes-Sprechchören gefeiert. Und das nicht für tolle Pässe oder Tore wie sein Mitspieler Lionel Messi. Sondern für ein vor wenigen Tagen erschienenes Interview im Magazin «Panenka».

Dort hatte der Portugiese ähnlich wie Per Mertesacker gerade im «Spiegel» offen über seine Selbstzweifel gesprochen - über den Druck, den er sich selber macht, und den Druck, dem man bei einer Spitzenmannschaft permanent ausgesetzt ist. Er gestand, dass er sich aus Scham über schlechte Leistungen teilweise nicht auf die Straßen Barcelonas trauen würde.

Die Reaktionen der Zuschauer waren dann auch Gegenstand der Nachspielbetrachtung. Sowohl Mitspieler Sergio Roberto als auch Barça-Trainer Ernesto Valverde würdigten die Antwort des verwöhnten Publikums, das Gomes in den vergangenen Monaten teilweise schon bei der Einwechslung ausgepfiffen hatte, als sehr positiv und für den Spieler sehr hilfreich.

Als Gomes nach einer Stunde kam, stand es bereits 2:0 für den FC Barcelona. Lionel Messi hatte nach drei Minuten aus Nahdistanz und spitzem Winkel den Ball durch die Beine von Chelsea Londons Torwart Thibaut Courtois ins Tor geschossen. 17 Minuten später hatte Ousmane Dembélé nach glänzender Vorarbeit von Messi mit einem Diagonalschuss in den Torwinkel die Führung erhöht. Es waren die ersten beiden Torschüsse Barcelonas - und die Effektivität im Abschluss machte an diesem ereignisreichen Abend vor 97 183 Zuschauern den Unterschied.

Chelsea verzeichnete insgesamt 13 Torschüsse, von denen drei den Weg aufs Tor fanden, aber keiner hinein. Barça brachte es auf acht Abschlüsse, davon sieben auf und drei ins Tor, so dass das Ergebnis nach dem 1:1 im Hinspiel weit klarer ausfiel, als es der Spielverlauf bis zum 3:0-Endstand in der 63. Minute per Solo und Linksschuss des abermals überragenden Leo Messi war.

Bis dahin hatte sich Chelsea mit aller Macht gegen den frühen Rückstand aufgebäumt. Aber mehrmaliges Abschlusspech verhinderte den Anschlusstreffer. Den Anfang machte ein Freistoß von Marcos Alonso in der 44. Minute, der den Außenpfosten streichelte. Anfang der zweiten Hälfte hatte dann zunächst Barça-Stürmer Luis Suárez eine gute Chance, doch im Gegenzug klärte der zu Saisonbeginn aus Dortmund gekommene Außenstürmer Dembélé im eigenen Strafraum nach Vollsprint mit einer Grätsche gegen Alonso, dessen Vater in den 80er Jahren mit Bernd Schuster und Diego Maradona bei Barcelona gespielt hatte.

Dembélé wurde für diese Rettungsaktion von Mitspielern abgeklatscht und vom Publikum mit Sprechchören gefeiert - wie dann auch bei seiner Auswechslung nach 67 Minuten. Trainer Valverde war nach dem Spiel hochzufrieden mit der Leistung des 20-Jährigen, der bisher aufgrund seiner immens hohen Ablösesumme von 105 Millionen Euro, einigen Verletzungen und meist dürftigen und bis zu diesem Mittwochabend torlosen Darbietungen geprägten Saison von den Medien und Teilen der Fans kritisch hinterfragt wurde. Erst seine bis dato beste Leistung am vergangenen Sonnabend in Malaga hatte ihn überraschend in die Startaufstellung gegen Chelsea gebracht.

Der junge Franzose zahlte das Vertrauen von Valverde zurück. «Dembélé hat seine Funktion erfüllt. Er sollte das Spiel breit machen und viel in der Defensive arbeiten, um die Vorstöße von Marcos Alonso zu unterbinden. Das hat er sehr gut gemacht, lobte »el Txingurri« (die Ameise), wie der kleingewachsene, baskischstämmige Trainer genannt wird, danach.

Überstrahlt wurde Dembélé einmal mehr von Lionel Messi, dem die Barça-Ultras vor dem Spiel eine riesige Choreografie gewidmet hatten, die auch für die englischen Fans unmissverständlich war: »God save the King« flankierte ein Porträt des Argentiniers. Mit seinen beiden Toren hat Messi, der vor wenigen Tagen zum dritten Mal Vater geworden ist, nun die 100-Treffer-Marke in der Champions League erreicht. Dass Cristiano Ronaldo vom Erzrivalen Real Madrid noch ein paar mehr hat, war an diesem stimmungsvollen Abend allen egal.

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