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Mit zweierlei Maß
Stefan Otto über die Reaktionen auf die Amokfahrt von Münster
Die Amokfahrt von Münster war ein abscheuliches Verbrechen, ganz gleich, wer es begangen hat. Auffallend an der öffentlichen Reaktion ist, dass die Bestürzung schlagartig nachließ, nachdem bekannt wurde, dass der Fahrer des Campingwagens ein Einzeltäter mit deutschem Pass war und kein Geflüchteter oder IS-Anhänger. Beinahe ein kollektives Aufatmen war zu vernehmen.
Nein, es waren keine Islamisten. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist weiterhin abstrakt und nicht konkret. Aufgeatmet werden darf auch, weil die Diskussion über Zuwanderung nun nicht ins Hysterische abgleitet und die AfD die Amokfahrt nicht für ihre Zwecke missbrauchen kann. Was aber bleibt, ist ein feiges Attentat mit mehreren Toten und Schwerverletzten.
Die Gemüter werden sich vermutlich wieder rasch beruhigen. Die Frage an die Politik wird bleiben, welche Präventionsmaßnahmen ergriffen werden können und sollen, um die Gefahr solcher Attacken zu verringern. Immer geht es darum, wie viel Überwachung zugelassen wird, wie viel freie Gesellschaft dann noch möglich ist. Nach jeder Amokfahrt wird dieses Spannungsverhältnis neu ausgelotet werden in dem Wissen, dass es eine völlige Sicherheit nicht geben kann. Ein Auto kann schließlich überall als Waffe missbraucht werden - aus welchen Motiven auch immer.
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