- Kommentare
- Pkw-Maut
Die 243-Millionen-Euro-Lüge?
Scheuer soll im Maut-Untersuchungsausschuss gelogen haben. Das wirft ein Schlaglicht auf sein politisches Handeln, meint Stefan Otto
Dem früheren Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) droht wegen der Pkw-Maut-Affäre juristisches Ungemach. Ihm wird eine mögliche Falschaussage im Untersuchungsausschuss vorgeworfen. Es geht dabei um ein Gespräch im November 2018, als ihm ein Mautbetreiber angeboten haben soll, die nötigen Verträge erst nach dem abschließenden Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu unterzeichnen.
Hätte Scheuer diesem Vorschlag zugestimmt, wäre dem Bund ein Schaden von 243 Millionen Euro erspart geblieben. Doch der damalige Verkehrsminister lehnte offenbar ab. Dies legen die Aussagen der Beteiligten im Untersuchungsausschuss nahe. Scheuer wollte die Maut demnach unbedingt noch vor der Bundestagswahl 2021 umgesetzt haben.
Dieses brisante Gespräch beleuchtet Scheuers Motivlage: Es ging ihm vor allem ums Prestige. In der Öffentlichkeit wollte er in einem guten Licht stehen. Dabei stellte er die Außenwirkung seines Handelns über die Sache selbst. Deshalb darf man den ehemaligen Minister getrost einen Populisten nennen. Mit dem im Amtseid verankerten Wohl des Landes hatte dieses Vorgehen nichts gemein.
Solche politischen Fehlgriffe sind bei der CSU kein Einzelfall. Ein ähnliches Prestigeprojekt der Christsozialen war das Betreuungsgeld – oft als »Herdprämie« bezeichnet. Diese Leistung sollten Eltern erhalten, die ihr noch nicht schulpflichtiges Kind zu Hause betreuen. Das Gesetz wurde 2015 vom Bundesverfassungsgericht kassiert. Daraus hätte die Partei eigentlich lernen können. Tat sie aber offenbar nicht.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.