Marsch der Lebenden

Gedenken in Auschwitz überschattet von Streit um polnisches Holocaust-Gesetz

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Rund 12 000 junge Juden aus aller Welt haben in Polen an die Opfer des Holocaust erinnert. Beim »Marsch der Lebenden« gingen sie in Begleitung Überlebender der Schoah den rund drei Kilometer langen Weg von Auschwitz nach Birkenau, dem größten der deutschen Vernichtungslager in der NS-Zeit.

Am 30. Jahrestag des Marsches nahmen die Staatspräsidenten Israels und Polens - Reuven Rivlin und Andrzej Duda - teil. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern um Polens umstrittenes Holocaust-Gesetz überschattete die Gedenkfeierlichkeiten. Das Gesetz sieht Geld- und Haftstrafen für diejenigen vor, die Polen »öffentlich und entgegen den Fakten« die Verantwortung oder Mitverantwortung für Verbrechen des Nazi-Regimes zuschreiben.

Kritiker werfen der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) vor, von Polen begangene Verbrechen an Juden vertuschen zu wollen. Duda bestritt dies: »Es war nie die Absicht polnischer Politiker, ein Gesetz zu schaffen, das die Ablegung von Zeugnissen blockiert«, sagte er und fügte hinzu: »Wir wollen die historische Wahrheit schützen auch da, wo sie schwierig ist.« Rivlin hingegen sagte: »Wir schätzen all jene, die ihr Leben riskiert haben, um Juden zu retten, aber es gab auch andere Leute, die gemordet und dann beerbt haben. Dies war ein Boden, der es den Nazis erlaubt hat zu tun, was immer sie wollten - nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa.«

Auch Israel gedachte am Donnerstag der sechs Millionen Juden, die während des Holocaust ermordet wurden. Am Vormittag heulten landesweit zwei Minuten lang die Sirenen. Fahrer stiegen aus ihren Autos, Fußgänger hielten an und verharrten in stillem Gedenken. Mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in Israel noch rund 220 000 Holocaust-Überlebende. dpa/nd

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.