Werbung

Beginn einer Bewegung

Martin Kröger über die Folgen des Protestes gegen die Mieten

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Kein Zweifel, der Protest gegen Verdrängung wächst zu einer neuen sozialen Bewegung zusammen. In Berlin - und möglicherweise bald auch über die Stadt hinaus. In der Sozialwissenschaft werden soziale Bewegungen - grob zusammengefasst - als auf eine gewisse Dauer zusammen handelnde Netzwerke von Gruppen und Organisationen skizziert, welche sozialen Wandel mit Mitteln des Protestes herbeiführen wollen.

Genau das trifft auf die Mietenproteste zu: Es riefen am Sonnabend über 230 verschiedene Gruppen und Organisationen zu der Demonstration auf. Wobei das Spektrum der Teilnehmer von Mietern, jungen Linken, Studierenden, Migranten bis hin zu Senioren reichte. Auch Gewerkschaften, Sozialverbände und Mieter- und Kiezorganisationen beteiligten sich. So ein großes Bündnis gegen soziale Missstände gab es seit den Protesten gegen die als »Hartz IV« bezeichneten Kürzungen 2005 nicht mehr.

In den Kiezen natürlich sind Gentrifizierung, Mietsteigerungen und stadtpolitische Umbrüche seit Längerem wichtiges Thema. Auch berlinweite Proteste gab es immer wieder - etwa vor den Abgeordnetenhauswahlen 2011. Doch so viele Menschen gemeinsam gegen die rasant steigenden Mieten auf der Straße, das ist was Neues.

Wohnungsnot in Deutschland: 1,9 Millionen leistbare Wohnungen fehlen, vor allem für Menschen mit niedrigerem Einkommen

Einen Erfolg hat die neue soziale Bewegung im Übrigen bereits erzielt: Sie hat sich vernetzt, die Vertreter der verschiedenen Organisationen haben sich kennengelernt. Wie tragfähig das neue Bündnis ist, wird sich zeigen. Dass es Versuche gab, die Mietenproteste wegen der Teilnahme von linken und linksradikalen Gruppen zu delegitimieren, zeigt, wie ernst das Bündnis an bestimmten Stellen bereits genommen wird.

Das Signal, das von der Demonstration ausging, ist radikal: Die Menschen haben genug von den steigenden Mieten. Der Auftrag an die Politik lautet, einen Kurswechsel einzuleiten - ansonsten dürfte die Bewegung weiter Fahrt aufnehmen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.