Starbucks in den USA unter Rassismus-Verdacht

Video von der Verhaftung zweier schwarzer Gäste in einer Filiale in Philadelphia löst Sturm der Entrüstung aus

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Starbucks tritt mit einem hohen Anspruch an. »Den menschlichen Geist inspirieren und fördern - ein Mensch, eine Tasse und eine Nachbarschaft« lautet das Motto. Mit der guten Nachbarschaft allerdings haben es die Angestellten in einem Starbucks-Café in Philadelphia nicht so genau genommen. Die Verhaftung von zwei Afroamerikaner dort hat zu einem gesellschaftlichen Aufschrei geführt und den Kaffee-Anbieter in den Verdacht rassistischer Diskriminierung von Schwarzen gebracht.

Der Sturm der Entrüstung brach am vergangenen Donnerstag los. Zwei Afroamerikaner standen in einem Starbucks-Café im Zentrum von Philadelphia herum, ohne aber etwas zu bestellen. Dann baten sie den Barista, die verschlossene Toilettentür für sie zu öffnen. Der lehnte das ab und erklärte ihnen, die Toiletten seien nur für Kunden da. Dann wurden die beiden gebeten, das Café zu verlassen. Die aber weigerten sich. Sie wollten auf jemanden warten.

Die Geschäftsführerin rief darauf hin die Stadtpolizei. Als die beiden Männer sich trotz Aufforderung durch die Polizeibeamten weigerten, das Lokal zu verlassen, wurden sie festgenommen. In diesem Moment tauchte Andrew Yaffe auf, der sich mit den beiden im Starbucks verabredet hatte. »Warum habt ihr die Polizei gerufen«, fragte er. »Weil es zwei schwarze Jungs sind, die hier sitzen, um mich zu treffen?« Yaffe ist Weißer.

Sein empörter Ausruf ist auf einem Smartphone-Video zu sehen, dass Augenzeugin Melissa DePino aufgenommen und später ins Netz gestellt hat. Die beiden Festgenommenen wurden nach zwölf Stunden wieder freigelassen. Starbucks hatte alle Beschwerden über sie zurückgezogen.

»Die Polizei wurde gerufen, weil diese Männer nichts bestellt hatten«, twitterte Augenzeugin DePino. »Sie haben auf einen Freund gewartet. Er kam, als sie in Handschellen abgeführt wurden, obwohl sie nichts getan hatten. Alle anderen Weißen wunderten sich, warum ihnen so etwas nicht passiert, wenn sie dasselbe machen«, schrieb DePino in ihrer Twitter-Botschaft.

Die öffentliche Empörung veranlasste Starbucks, sich am Samstag ganz offiziell zu entschuldigen. »Sie können und sollten besseres von uns erwarten«, sagte Starbucks-CEO Kevin Johnson. »Wir werden daraus lernen und uns verbessern«. Am Montag soll sich Johnson in Philadelphia mit den beiden Afroamerikanern getroffen haben, um sich persönlich bei ihnen zu entschuldigen.

Der Vorfall zeigt auf, wie schwierig die Rassenfrage in den USA geworden ist, seit im vergangenen Jahr Polizisten mehrere Schwarze erschossen haben, was zu Unruhen in Ferguson in Missouri und in Baltimore führte.

»Starbucks steht fest gegen Diskriminierung und Rassismus«, hieß es in der Erklärung von CEO Johnson. Bedauerlicherweise hätte die Schulung des Personals zu einem schlechten Ergebnis geführt. Man hätte nicht die Polizei rufen dürfen, nur weil jemand nichts bestellt hat. Die Geschäftsführung des Cafés habe auch keine Festnahme gewollt.

Die Stadt Philadelphia untersucht den Vorfall jetzt. Ihm breche das Herz, wenn er seine Stadt wegen Rassismus in den Schlagzeilen sehe, sagte Bürgermeister Jim Kenney. Philadelphias Polizeichef Richard Ross, selber Afroamerikaner, versicherte, in seiner Truppe gebe es keinen Rassismus. »Aber wenn ein Geschäft anruft und sagt, hier ist jemand, den wir hier nicht länger haben wollen, dann haben wie nach dem Gesetz unsere Pflicht zu erfüllen.« Und die Polizisten hätten im Starbucks »genau das getan«.

Den Aktivisten genügen die Entschuldigungen nicht. Am Montag wurde vor dem Starbucks im Zentrum von Philadelphia demonstriert und die Entlassung des verantwortlichen Personals gefordert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal