Ein U für ein E

Personalie

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Auch Medienpreise ringen stets um Aufmerksamkeit. Nun zeigt die wichtigste US-amerikanische Betriebsmedaille, wie man sich solche verschafft: Denn dass man in Sachen Journalismus heuer um »Metoo« so wenig herumkäme wie um irgendwas mit Trump und Russland, war ja klar. News von Bedeutung konnte der Pulitzerpreis daher nur auf seinen sonst wenig beachteten Nebenstrecken wie der Musik erzeugen. Und mit der Auszeichnung des Rappers Kendrick Lamar ist das gelungen.

Denn Kendrick Lamar Duckworth ist der erste Preisträger in dieser Kategorie, der nicht aus der Klassik oder dem verkopften Bereich des Kunstjazz kommt, sondern aus den populären Genres. Die Auszeichnung für Lamars 2017 veröffentlichtes und bereits anderweitig hochdekoriertes Album »Damn« ist insofern erstens eine kunstpolitische Stellungnahme: Mit dem Journalismusinstitut der New Yorker Columbia-Universität, die die begehrten Preise vergibt, öffnet sich eine der letzten Festungen der »E-« oder Hochkultur symbolisch dem »U«, also der Kultur des Alltags und der Vielen. In amerikanischer Diktion: Aus »low« mach’ »high«.

Und zweitens ist in dieses Statement zur Klasse von Kunst eine politische Botschaft eingebaut: gegen den in Trumps Sog auftrumpfenden Alt-Right- und Südstaatenrassismus, den Rollback nach dem schwarzen Präsidenten. Denn der 1987 geborene Lamar stammt nicht nur aus Compton, dem archetypischen »Getto« von Los Angeles. Seine Lyrics können auch - selbst wenn sich das Wort im Pop ja verbietet - als »authentische« Repräsentation schwarzen Lebens gelten.

Lamar überhöht weder aus einer Pose des »Gangsta« die Smartness und Härte des »Straßenlebens«, noch beschwört er Idole und Ideale schwarzen Widerstands. Sehr deutlich wird das in »Blood«, dem ersten Stück des Albums: Der Ich-Erzähler will einer alten Dame über die Straße helfen, doch scheitert das, weil plötzlich Schüsse fallen. Was ist es, das die Schwarzen an Befreiung hindert? Das treibt Lamar um - und gerade weil die Frage offen bleibt, ist sein Album eine Antwort.

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