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Der 1. FC Magdeburg ist in sehr guten Händen
Folge 136 der nd-Serie »Ostkurve«: Joachim Streich über den Aufstieg des FCM und seine Zeit als erster DDR-Trainer in der 2. Bundesliga
Wo waren Sie, als der FCM am Sonnabend in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist?
Also, diese Frage erübrigt sich! Meine Frau und ich waren im Stadion.
Sind Sie nur zu dieser Gelegenheit hingegangen?
Nein, nein. Ich habe vielleicht ein Heimspiel verpasst, aber sonst bin ich immer da gewesen. Ich hab vom FCM eine Karte fürs ganze Jahr.
Wie war’s am Samstag für Sie?
So gut wie in den vergangenen Heimspielen auch: Die Mannschaft wird unterstützt und nach vorn getrieben. Da hatte man gar nicht das Gefühl, dass dies jetzt das entscheidende Spiel für den Aufstieg in die zweite Liga sein soll. Die Stimmung war so wie immer: genial. Nur die letzte Minute standen die Fans praktisch schon um die Spielfeldmarkierung herum und haben auf den Pfiff gewartet.
Ein großer Moment.
Ja, ein Gänsehautmoment, weil man sehr lange gebraucht hat - fast 20 Jahre - um wieder in diesen Profibereich zu kommen. Den Spielern, aber auch den Fans war anzusehen, wie erleichtert alle waren. Geschafft! Die Freude war riesig.
Waren Sie auch auf dem Rasen?
Nein (lacht). Aus unserem Block, wo sehr viele ehemalige Spieler sitzen, ist ist keiner auf den Rasen. Wir waren da lange genug drauf. Diese Aufmerksamkeit gehört der jetzigen Generation und nicht der alten. Aber man ist noch eine Zeit im Stadion geblieben und hat sich mitgefreut.
Sind Sie schon dazu gekommen, zu gratulieren: dem Trainer, dem Präsidenten, den Spielern?
Das war nicht möglich und, wie gesagt, auch gar nicht gewollt. Die Akteure sollen diesen Erfolg genießen. Es wird sich sicherlich bald die Gelegenheit zum Gratulieren ergeben.
Was war Ihr großer Gänsehautmoment mit dem 1. FC Magdeburg?
Nun, aufsteigen konnten wir ja nicht, wir haben immer 1. Liga gespielt. Nie vergessen werde ich wohl das Spiel gegen den FC Barcelona mit Maradona 1983, obwohl das 1:5 die höchste Niederlage für den FCM war.
Wieso?
Barcelona war damals schon eine der populärsten Mannschaften Europas - dazu noch mit Superstar Maradona. Und viele gute andere Fußballer, die aber hinter Maradona verblassten, so wie heute hinter Messi in Barcelona.
Hat Maradona das Geschehen auf dem Platz so sehr beherrscht?
Es waren zwei: Maradona und Bernd Schuster. Diese beiden, dieses Zusammenspiel, dieses blinde Verstehen! Letztendlich haben diese zwei Spieler uns auseinandergenommen wie eine Weihnachtsgans.
1975 kamen Sie vom abgestiegenen F.C. Hansa Rostock zum 1. FC Magdeburg. Sie wollten eigentlich woanders hin, oder?
Ja. Wir hatten mit der Nationalmannschaft sehr oft Lehrgänge in Jena, so lernte ich Trainer Hans Meyer kennen, der mich schließlich zum FC Carl Zeiss holen wollte. Das passte gut - eine Spitzenmannschaft, die Europapokal spielte. Es war zudem ein sehr lukratives Angebot. Ich wollte da hin.
Was war ein lukratives Angebot zu damaliger Zeit? Ungefähr?
Ich weiß nicht so genau, was damals viel war. Andere werden vielleicht mehr gekriegt haben, ich hätte von Jena für den Wechsel 5000 Mark bekommen. Und die ersten fünf Tore wären noch mal extra zur Mannschaftsprämie honoriert worden. Für mich war das viel. In Rostock gab es nichts dergleichen.
Aus dem Wechsel nach Jena wurde dennoch nichts. Warum?
Ich musste dann nach Berlin zum damaligen Verbandschef Günter Schneider, der zerriss die Anmeldung und sagte: »Du gehst nach Magdeburg, Schluss aus!« Sportlich hatte ich ja den Wunsch, international zu spielen, und das war dort auch gegeben. So sind wir eben nach Magdeburg gezogen.
Und Sie haben es nicht bereut?
Nein, ich kannte einen Großteil der Spieler aus der Nationalmannschaft, wir waren ja ’72 bei der Olympiade, und ’74 bei der WM zusammen.
Und finanziell?
Außer ein höheres Grundgehalt war es in Magdeburg nicht viel anders als in Rostock. Sportlich herrschte ein anderes Niveau, im Training und natürlich auch in den Europapokalspielen. So habe ich dann meine zehn Jahre als Spieler in Magdeburg bestritten und bin 1985 gleich noch Cheftrainer geworden - ungewollt.
Wieso ungewollt?
Ich hatte ein Sportlehrerstudium absolviert und wollte als Nachwuchstrainer arbeiten. Raus aus dem Licht der Öffentlichkeit! Europacup, Meisterschaft, Nationalmannschaft - immer war man auf dem Präsentierteller. Doch dann kam dieser Anruf: Ich musste in die Bezirksleitung, wo man mir mitteilte, dass ich Cheftrainer werden würde. 1985 war das. Und ich kam nicht aus der Nummer raus.
Wurde es eine gute Zeit?
Es war eine gute Zeit wenn man so zurückblickt, obwohl das erste Jahr mehr als holprig war. Aber nächste Saison erreichten wir den UEFA-Cup.
1990 wurden Sie der erste Osttrainer in der Bundesliga - beim Zweitligisten Braunschweig.
In der Oberliga herrschte große Unsicherheit, also nahm ich das Angebot an. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. In Magdeburg war das Team eine Einheit. Gute Leute, Nationalspieler dabei. In Braunschweig dachten manche, sie seien reif für die erste Liga, waren aber, jetzt bin ich höflich, nicht mehr als Durchschnitt.
Was raten Sie FCM-Trainer Jens Härtel für die zweite Liga?
Der FCM ist in sehr guten Händen, was Präsidium und sportliche Leitung anbetrifft. Ich werde mich hüten, denen da reinzureden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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