Säbelhiebe im Baltikum

US-geführte Militärübung »Saber Strike« und das größte Marinemanöver der NATO an Russlands Grenze

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

»Saber Strike« (Säbelhieb) - an dem US-geführten Manöver im Baltikum nehmen in diesem Jahr 18 000 Soldaten aus 19 Ländern auf Übungsplätzen in Estland, Litauen, Lettland und Polen teil; darunter auch jene Bundeswehrsoldaten, die in Litauen ein NATO-Bataillon führen. Unzählige US-Militärfahrzeuge hatten sich dafür von ihren deutschen Standorten aus auf den Landweg Richtung Osten gemacht. Das bis zum 15. Juni dauernde Säbelrasseln vor Russlands Haustür wird seit Montag vom größten Marinemanöver des Nordatlantik-Paktes 2018 begleitet: 43 Schiffe, 60 Flugzeuge und fast 5000 Soldaten aus 22 Ländern sind an »Baltops« beteiligt. Wenige Tage vor der Fußballweltmeisterschaft in Russland sei das eine Provokation, so der Moskauer Militärexperte Juri Netkatschew.

Denn im NATO-Hauptquartier macht man keinen Hehl daraus: Dieser Aufmarsch ist ein demonstratives Signal Richtung Moskau wie an die Mitgliedstaaten an der Ostflanke, die wegen der vermeintlichen russischen Bedrohung Bündnistreue einfordern. Man probt den Erstfall, und das bedeutet aus NATO-Sicht: die Abwehr einer russischen Invasion im Baltikum. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Kaliningrad, die von Litauen und Polen eingeschlossene und mit Iskander-Raketen hochgerüstete russische Exklave. Von besonderer strategischer Bedeutung für den Pakt gilt der nicht einmal 100 Kilometer breite, nach einer polnischen Stadt benannte Suwalki-Korridor zwischen Kaliningrad und Belarus, ein Nadelöhr für die im Ernstfall geplante NATO-Truppenverlegung.

Wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow jetzt betonte, verfolge man in Moskau NATO-Manöver »in der Nähe unserer Grenzen« besonders aufmerksam. Man dürfe davon ausgehen, dass zudem »alle notwendigen Maßnahmen für die Sicherheit unseres Landes« ergriffen worden seien. Die NATO-Staaten haben Russland gerade über ein weiteres Großmanöver im Herbst informiert. An der Übung »Trident Juncture« (Dreizackiger Verbindungspunkt) im nordöstlichen Bündnisgebiet werden sogar rund 40 000 Soldaten teilnehmen.

Das größte Militärbündnis der Welt hat seine Präsenz an der Grenze zu Russland wegen des Ukraine-Konflikts seit 2016 massiv verstärkt. In Polen, Litauen, Lettland und Estland wurden jeweils 1000 Mann starke NATO-Truppen stationiert. Da eine permanente Präsenz dort vertraglich verboten ist, werden die Einheiten einfach ständig ausgetauscht. Doch Warschau ist das zu wenig. Polen wäre bereit, sich mit zwei Milliarden US-Dollar an der Errichtung einer ständigen US-Militärbasis im Lande zu beteiligen, wie aus einem im Internet veröffentlichten Dokument hervorgeht. Das Verteidigungsministerium bestätigte seine Echtheit - und die baltischen Nachbarn unterstützten am Montag Warschaus Ersuchen in Washington nachdrücklich.

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