Linker Spaßfaktor

Wolfgang Hübner über den Streit rund um den Leipziger Parteitag

Nach fast allem, was bis kurz vor Beginn des LINKE-Parteitags zu hören war, geht es in Leipzig um nicht weniger als eine Entscheidungsschlacht. In der medialen Zuspitzung sieht das dann aus wie ein im Wesentlichen persönlich motivierter Machtkampf; ein Eindruck, den zu entkräften die Protagonisten sich nicht sonderlich bemüht haben.

Dennoch bildet er nur die Oberfläche. Man muss es nicht gleich Richtungsstreit nennen, aber die LINKE wird von Fragen durchgerüttelt, mit denen sich die gesamte Gesellschaft konfrontiert sieht und die ein paar - namentlich linke - Gewissheiten erschüttern: Wie soll man umgehen mit einem erstarkenden Rechtspopulismus und vor allem mit den vielen Menschen, die darin ihr vorläufiges Heil entdecken? Wie kann eine humanistische, praktikable Migrations- und Flüchtlingspolitik aussehen? Was sind linke Perspektiven in Zeiten, da internationale Zusammenhänge zusehends bröckeln?

Zu glauben, dass solche Konflikte mit ein paar Beschlüssen in Leipzig zu den Akten im Parteiarchiv gelegt werden können, wäre naiv. Die Tonlage der Widerstreitenden klingt unversöhnlich; zugleich wissen sie, dass sie und ihre Anhängerschaften nur gemeinsam eine Chance mit dem Projekt Linkspartei haben. Wer es gern sähe, dass die LINKE einigermaßen einig in den Europawahlkampf 2019 geht, der muss wohl noch sehr tapfer sein. Wer dagegen auf offene Auseinandersetzung steht, wird mit dieser Linkspartei noch viel Spaß haben.

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