Audi-Chef im Visier der Dieselermittler

Wohnungen durchsucht / Daimler-Chef trifft Scheuer

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München. In den Ermittlungen gegen den Autobauer Audi wegen des Dieselskandals rückt der Vorstand in den Fokus der Staatsanwälte. Wie die Staatsanwaltschaft München am Montag mitteilte, durchsuchten Beamte die Wohnungen von Audi-Chef Rupert Stadler und einem weiteren Vorstandsmitglied. Beide werden seit Ende Mai als Beschuldigte geführt. Wie ein Audi-Sprecher sagte, kooperiert der Konzern mit den Behörden.

Beiden Vorständen wird Betrug sowie »mittelbare Falschbeurkundung« vorgeworfen. Sie sollen Dieselfahrzeuge mit manipulierter Abgasreinigung auf dem europäischen Markt verkauft haben. Die Zahl der Beschuldigten im Münchner Ermittlungsverfahren gegen Audi steigt damit auf 20. Darunter sind laut früheren Mitteilungen zwei Ex-Vorstände.

Audi wurde damit bereits zum vierten Mal das Ziel von Durchsuchungen. In dem Ermittlungsverfahren geht es um den Verkauf von Hunderttausenden Motoren mit einer illegalen Abgassoftware sowohl innerhalb Europas als auch in den USA. Auch Porsche statteten die Ermittler schon einen Besuch ab. Beide Marken gehören zum VW-Konzern, der im Dieselskandal an vielen Fronten kämpft. Vergangene Woche hatte das Kraftfahrt-Bundesamt den offiziellen Rückruf von 60 000 Audi A6 und A7 wegen manipulierter Motorsteuerung angeordnet.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) forderte den Rücktritt von Audi-Chef Stadler. DSW-Experte An-dreas Breijs sagte der »Rheinischen Post«: »Entweder hat er vom Betrug nichts gewusst, dann muss er die Verantwortung für das Organisationsversagen übernehmen. Oder er hat etwas von den Manipulationen gewusst, und darauf deutet einiges hin, dann muss er dafür geradestehen.«

Ermittlungen laufen auch gegen Mitarbeiter von Daimler und BMW. Daimler-Chef Dieter Zetsche traf sich am Montag wegen des Vorwurfs von Abgasmanipulationen bei Mercedes erneut mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

Unterdessen werden die Beschäftigten im Daimler-Konzern unruhig. »Ihre größte Sorge ist, dass rund um das Thema Abgas noch viel mehr auf den Tisch kommen könnte als bisher bekannt«, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Motorenwerks in Untertürkheim, Wolfgang Nieke, den »Stuttgarter Nachrichten« (Dienstagsausgabe). Zetsche habe anfangs gesagt, dass bei Daimler nicht betrogen werde - darauf hätten sich die Beschäftigten verlassen. Bei den nächsten Betriebsversammlungen wolle man Klartext hören.

Die Autokäufer reagieren seit Längerem auf die Vorwürfe gegen die Autobauer. Dieselfahrzeuge verkaufen sich immer schlechter, darauf antworten die Konzerne mit höheren Preisnachlässen und Eigenzulassungen. Laut einer Auswertung des CAR-Centers der Universität Duisburg-Essen sind dies vor allem BMW und Audi. Trotzdem gebe es keine Anzeichen, dass sich bei den Dieselverkäufen eine Trendwende einstelle. Bei Audi sank der Anteil der verkauften Dieselfahrzeuge gegenüber 2015 von 68,1 Prozent auf 48,8 Prozent in den ersten vier Monaten des Jahres, bei BMW von 69,7 auf 47,4 Prozent. Dafür erhöhten sich die Eigenzulassungen der Konzerne deutlich.

Nicht nur bei den Neuwagen beschäftigt die Krise die Hersteller. Bislang haben sie weniger als die Hälfte ihrer Fahrzeuge mit Software-Updates nachgerüstet. Bis Ende 2018 wollten die Hersteller bei rund 5,3 Millionen Fahrzeugen eine neue Software aufspielen - bislang sei dies nur bei 2,5 Millionen Fahrzeugen passiert, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Agenturen/nd

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