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Seppelt reist nicht nach Russland

Bundesaußenminister beruft sich sich auf Gefährdungsanalysen / Sportjournalist deckte staatliches Dopingsystem auf

  • Lesedauer: 2 Min.

Frankfurt a.M. Der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt reist aus Sicherheitsgründen nicht zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland. Das entschieden ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky und die verantwortlichen Redaktionen in Absprache mit Seppelt, wie die ARD am Donnerstag mitteilte. Vorausgegangen sei ein Gespräch des Journalisten und von ARD-Vertretern mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). Maas habe unter Berufung auf Gefährdungsanalysen von Bundessicherheitsbehörden auf mögliche Risiken bei einer Reise Seppelts nach Russland hingewiesen.

Hintergrund sind Recherchen des Journalisten zum Doping im deutschen und weltweiten Spitzensport. Seppelt hatte unter anderem ein staatlich organisiertes Dopingsystem in Russland aufgedeckt. Im Mai hatten die russischen Behörden ihm zunächst die Ausstellung eines Visums verweigert, ihm dann aber überraschend doch die Einreise erlaubt.

Balkausky betonte, Seppelts Sicherheit stehe an erster Stelle. »Aus diesem Grund haben wir uns nach intensiver Prüfung der Sachlage und unter Berücksichtigung aller Informationen, die uns vorliegen, für diesen Weg entschieden«, erklärte er. Maas unterstrich nach Angaben seiner Sprecherin, dass das Auswärtige Amt die Analysen der Behörden ernst nehmen müsse, darunter des Bundeskriminalamts und der Nachrichtendienste.

Seppelt äußerte Bedauern über die Entscheidung, betonte aber, dass er diese mittrage. »Den Sicherheitswarnungen des Bundeskriminalamtes kann ich mich nicht verschließen«, sagte er. »Insgesamt ist es eine besorgniserregende Entwicklung für den Sportjournalismus, wenn die Ausübung des Jobs bei der Fußball-WM mit kaum kalkulierbaren Risiken und womöglich folgenschweren Konsequenzen verbunden ist.«

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte, der Fall verdeutliche, wie dramatisch es um die Pressefreiheit insgesamt in Russland stehe. »So sehr ich mich auf die Spiele der deutschen Mannschaft freue: Wenn es für deutsche Journalisten zu gefährlich ist, zur WM zu reisen, weil ihnen durch staatliche Behörden die Festsetzung droht, sollten auch deutsche Politiker aus Solidarität nicht fahren«, erklärte sie.

Die am Donnerstag beginnende Fußball-WM 2018 in elf russischen Städten dauert bis zum 15. Juli. Russland steht auf der Rangliste der Pressefreiheit von »Reporter ohne Grenzen« auf Platz 148 von 180 Ländern.

epd/nd
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