Promotor*innen mit durchschlagender Wirkung

Das erste Gutachten über die entwicklungspolitische Inlandsbildungsarbeit stellt ein gutes Zeugnis aus

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist ein Vorzeigeprojekt des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und der entwicklungspolitischen Zivilgesellschaft gleichermaßen: Das seit fünf Jahren laufende Eine-Welt-Promotor*innen-Programm. Und so ließ sich der parlamentarische Staatssekretär beim BMZ, Norbert Barthle (CDU), auch nicht lange bitten, bei der Präsentation der ersten Evaluation des Programms am 13. Juni im Ministerium höchstselbst die mehr als 60 Gäste zu begrüßen. Programme, die mit öffentlichen Geldern gefördert werden, müssten evaluiert werden, weil es sich gegenüber den Steuerzahlern gebührt. Für das Eine Welt-Promotor*innen-Programm lautet Barthles Fazit: »Es ist bislang ein Erfolg.« Eine Million Menschen seien erreicht worden mit dem Ziel, mehr Menschen über globale Entwicklungen aufzuklären. Aber selbstverständlich sei Luft nach oben angesichts gut 80 Millionen Einwohnern im Lande.

Barthles Fazit spiegelt auch die Tendenz des Evaluationsberichts der Beratungsfirma Syspons wider, die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke und der Stiftung Nord-Süd-Brücken das Programm einer eingehenden Überprüfung unterzogen hat. Die Gutachterin Stefanie Ehlert betonte bei ihrer Präsentation die hohe Relevanz der Promotor*innen für die entwicklungspolitische Inlandsarbeit. Sie hätten ihre Zielgruppen erreicht und würden bedarfsgerecht mit ihnen zusammenarbeiten. Zielgruppen sind insbesondere entwicklungspolitische Akteure, Multiplikator*innen, die erworbenes Wissen weiter in die Gesellschaft verbreiten, wie Lehrer*innen, aber auch die breite Bevölkerung an sich und junge Menschen im Speziellen.

Mehr als 140 Promotor*innen setzen sich derzeit bundesweit für eine sozial gerechte und global nachhaltige Entwicklung ein, vor allem indem sie bildungspolitische Aufklärungsarbeit betreiben. Die Richtschnur bildet die von den Vereinten Nationen verabschiedete die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Zielen.

Das BMZ übernimmt 60 Prozent der Personal-, Sach- und Verwaltungskosten dieses Pilotprojekts, dessen zweite Projektphase seit 2016 läuft. Die restlichen 40 Prozent tragen die 16 Bundesländer, in denen die Fach- und Regionalpromotor*innen tätig sind. 2017 hatte das Programm einen Umfang von 4,12 Millionen Euro. Ehlert unterstrich, dass durch hauptamtliche Stellen eine Verstetigung der Bildungsarbeit geschaffen wurde, die über die Leistung ehrenamtlich Engagierter nicht im vergleichbaren Ausmaß zu erreichen wäre. Um die Nachhaltigkeit zu sichern, sei es jedoch notwendig, dass die Zielgruppen selbstständig, also ohne die Hilfe der Promotor*innen, ihr durch deren Unterstützung erreichtes gesteigertes Engagement aufrechterhalten könnten. Ob das Motto »Erfolgreiche Entwicklungspolitik macht sich selber überflüssig« auf inländische Bildungsarbeit übertragen werden kann, wo es historisch in der gesamten Entwicklungszusammenarbeit bestenfalls die Ausnahme von der Regel darstellt, wurde seitens des Auditoriums explizit mit dem Verweis auf das zuvor in der Studie betonte Potenzial der Hauptamtlichkeit infrage gestellt.

Zu den Handlungsempfehlungen des Gutachtens zählt unter anderem, die Rollen der Fach- und Regionalpromotor*innen klarer abzugrenzen und die Promotor*innen stärker bedarfsorientiert in Deutschland zu verteilen. Die Fachpromotor*innen arbeiten stärker themenbezogen, die Regionalpromotor*innen sollen Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft miteinander in Kontakt bringen. Beide Empfehlungen stießen wie das gesamte Gutachten auf offene Ohren. Dabei liegt auf der Hand, dass nur mit mehr Promotor*innen der Bedarf gedeckt werden kann. Gerade in den dünn besiedelten Regionen in den neuen Bundesländern tun sich die Promotor*innen schwer, Breitenwirkung zu erzielen.

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