Zwei Verwarnungen zu viel

Kolumbien schlägt Senegal, das wegen der Fairplay-Wertung aus dem Turnier ausscheidet

  • Jörg Soldwisch, Samara
  • Lesedauer: 3 Min.

Yerry Mina hat Kolumbien ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland geschossen - und Senegal aus dem Turnier. Der Torjäger des AS Monaco erzielte in der 74. Minute den erlösenden Treffer zum 1:0 (0:0), an der Seitenlinie jubelte der verletzt ausgewechselte Bayernstar James. Die Löwen von Teranga landeten in der Gruppe H am Ende auf dem undankbaren dritten Platz hinter den punkt- und torgleichen Japanern. Die Fair-Play-Wertung gab letztlich den Ausschlag. Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaft.

Im Achtelfinale treffen die Kolumbianer am Dienstag im Spartak-Stadion von Moskau auf den Gruppenzweiten der Gruppe G, der am Donnerstagabend im Spiel der beiden bereits qualifizierten Engländer und Belgier (nach Redaktionsschluss) ermittelt wurde. Dort müssen sich die Südamerikaner deutlich steigern und auf die schnelle Heilung ihres Spielmachers James hoffen, um wie vor vier Jahren in Brasilien das Viertelfinale zu erreichen. Die Schlussphase gegen die verzweifelt anrennenden Senegalesen überstanden die Kolumbianer nur mit viel Glück.

2014 hatte James die Welt mit Traumtoren erobert, auf den Tag genau vor vier Jahren erzielte er im Maracana gegen Uruguay das Tor des Turniers. Diesmal musste er nach 31 Minuten den Platz verlassen, die 20 000 kolumbianischen Fans unter den 41 970 Zuschauern in Samara stöhnten auf. Dass es am Ende dennoch sogar zum Gruppensieg reichte, hatte das Team von Trainer Jose Pekerman der Treffsicherheit Minas zu verdanken, der nach einem Eckball das Tor des Tages erzielte.

Bei Kolumbien war Carlos Sanchez in die Startelf zurückgekehrt. Der Innenverteidiger hatte zum Auftakt gegen Japan (1:2) nach 2:56 Minuten die zweitschnellste Rote Karte der WM-Geschichte gesehen und anschließend Morddrohungen erhalten. Trainer Pekerman widmete Sanchez den eindrucksvollen 3:0-Sieg über Polen, der Kolumbien die Hoffnung auf die K.o.-Runde zurückgegeben hatte.

Dafür musste allerdings noch ein Sieg her, um nicht auf fremde Schützenhilfe angewiesen zu sein. Doch die hochgelobte Offensive der Südamerikaner kam gegen die Senegalesen nur schleppend ins Spiel. Juan Quintero (12.) vergab die erste Chance mit einem Freistoß. Wenig später hatten die Kolumbianer Glück, dass Schiedsrichter Milorad Mazic einen Elfmeter nach dem Blick auf die Bilder beim Videobeweis zurücknahm. Davinson Sanchez hatte Mane und den Ball getroffen - die Entscheidung war stark umstritten.

Die Führung für die Afrikaner wäre zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesen, obwohl ihnen auch schon ein Remis gereicht hätte, waren sie das aktiviere Team, ballsicher und mit direkten Kombinationen. Mane war nach der Kritik seines Trainers Aliou Cisse sichtlich motiviert. Das galt auch für James, der bei seiner Auswechslung voller Wut auf den Rasen schlug. Schon gegen Japan war er ausgefallen, gegen Polen zeigte er dann seinen Wert und bereitete gleich zwei Tore vor. In der zweiten Halbzeit schien der Senegal das Spiel sicher nach Hause zu bringen, die zweite Teilnahme an der K.o.-Runde nach der WM-Premiere 2002 war zum Greifen nah. Dann traf Mina nach einer Ecke, weil die Afrikaner nach einem Spielerwechsel noch unsortiert waren. Schiedsrichter Madzic hatte nicht gewartet, bis der eingewechselte Mousse Wague in den Strafraum gelaufen war. Damit schied auch das letzte afrikanische Team in Russland aus. SID/nd

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