Wenigstens mal nicht schlechter

Kurt Stenger über eine Rentenkürzung in Griechenland, die nicht kommt

Es ist wohl eine Frage des politischen Überlebens für Griechenlands Linksregierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras: Nach dem Ende des dritten Kredit- und Austeritätsprogrammes der internationalen Gläubiger muss er angesichts nahender Wahlen nun liefern und zumindest an der einen oder anderen Stelle eine soziale Kehrtwende vollziehen. Dass gerade den Rentnern eine schon geplante Kürzung erspart bleibt, hat gute Gründe: Sie sind in Griechenland ein wichtiges linkes Wählerpotenzial und wurden in den schwarzen Krisenjahren besonders hart zur Kasse gebeten.

Überraschend ist, dass die EU-Kommission dafür grünes Licht gibt und auch von der deutschen Regierung kein Gemaule zu vernehmen ist. Womöglich möchte man angesichts des weit wichtigeren Etatstreits mit der italienischen Rechtsregierung keinen zweiten Konfliktschauplatz. Und Athen will ja auch nicht das Defizit erhöhen, sondern kann auf überraschend gute Haushaltszahlen verweisen.

Der Erfolg ist indes Wasser auf die Mühlen linker Kritiker, die meinen, Tsipras habe den Gläubigern die ganzen Jahre zu wenig die Stirn geboten. Ob mehr herauszuholen gewesen wäre, ist freilich seriös nicht zu beantworten. Aber vielleicht sollten sich einfach einmal alle mit den Griechen freuen, wenn sich deren Lage wenigstens mal nicht weiter verschlechtert.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal