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Im medialen Kreuzfeuer
Personalie: Die Sängerin MARUV polarisiert in der Ukraine.
Im vergangenen Jahr ist die ukrainische Sängerin MARUV, die eigentlich Hanna Korsun heißt, über die Grenze ihres Landes hinaus bekannt geworden. Ihr Hit »Drunk Groove«, ein provokatives Stück elektronischer Tanzmusik, wurde bisher fast 90 Millionen Mal auf YouTube geklickt, das Debütalbum »Black Water« kam bei den Kritikern sehr gut an. Und so war es kaum überraschend, dass die Produzenten des nationalen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest (ESC) die 27-Jährige darum gebeten haben, eine andere prominente Sängerin zu ersetzen.
Am Samstag hat MARUV nun locker das Finale für sich entschieden - mit ihrem neuesten Lied »Siren Song«. Der Auftritt gilt - wie bei MARUV eigentlich immer - dagegen als umstritten, weil die Sängerin nie die Chance verpasst, mit BDSM-Anspielungen auf der Bühne zu glänzen. Diese sorgen vor allem beim jungen Publikum für Begeisterung.
Der Vorentscheid ist jedoch aus einem anderen Grund zum großen Skandal geworden. MARUV ist in den letzten Jahren oft in Russland aufgetreten, was in Kiew spätestens seit der Annexion der Krim kritisch gesehen wird. Im April hat Korsun sogar ihre ersten großen Solokonzerte in Moskau und in St. Petersburg geplant. Und während MARUV die Zuschauerabstimmung am Samstag mit großem Vorsprung gewonnen haben soll, kam ausgerechnet das bei der Zivilgesellschaft und einigen Politikern nicht gut an.
»Die Ukraine darf nicht von jemanden repräsentiert werden, der durch einen Aggressorstaat tourt«, so Wjatscheslaw Kyrylenko, Vizepremier der ukrainischen Regierung. Nun legte der für den ESC verantwortliche Sender UA:Perschyj MARUV einen Vertrag vor, nach dem sie nicht in Russland auftreten darf. Korsun zeigt sich bereit, auf Konzerte im Nachbarland zu verzichten - und spricht trotzdem vom Druck. »Dem Vertrag zufolge sind nicht abgesprochene Improvisationen oder Interviews verboten, die Strafen sind hoch«, sagt die 27-Jährige. »Ich sehe den klaren Versuch, meine ESC-Teilnahme zu verhindern.«
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