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Ein letztes Mal Vollgas

Friedrichshafens Volleyballer wollen gegen Berlin endlich mal wieder Meister werden

Mal wieder heißt das Finalduell um die Meisterschaft Friedrichshafen gegen Berlin. Fühlt es sich auch für Sie immer gleich an?

Die letzten zwei Jahre haben sich ähnlich angefühlt, dieses Jahr ist es aber anders. Bei uns ist zwar viel gleich geblieben, aber in Berlin gab es viele Veränderungen. Es fühlt sich an, als hätten wir einen anderen Gegner.

Markus Steuerwald
Markus Steuerwald hat schon viele Titel gesammelt. Der 30-jährige Volleyballer wurde mit dem VfB Friedrichshafen von 2007 bis 2010 vier Mal deutscher Meister und 2007 Gewinner der Champions League. In sechs Jahren danach folgten ein französischer Meistertitel mit Paris Volley, sowie 2014 mit dem Nationalteam WM-Bronze und Platz fünf bei Olympia 2012, wo er bester Libero war. Seit der Rückkehr nach Friedrichshafen kamen zwar die Pokalsiege drei bis fünf dazu, aber die deutsche Meisterschaft wurde ihm im Finale immer von den Berlin Volleys weggeschnappt. Das soll sich nun ändern, wie er Oliver Kern vor Spiel eins am Samstag verriet.

Trotzdem erinnert viel an 2018. Friedrichshafen wurde wieder Erster der Hauptrunde, Berlin hat über die Saison viele Problemen, kommt aber pünktlich zu den Playoffs richtig in Fahrt. Endet die Finalserie diesmal dennoch anders?

Natürlich ähneln sich einige Dinge. Aber dieses Jahr hatten auch wir unsere Problemchen mit Verletzungen, die erst jetzt endlich alle ausgeheilt sind. Die letzte Saison lief einfach super. Aber hinten raus ging uns etwas die Luft aus. Das ist dieses Jahr anders. Man konnte während der Serien im Viertel- und Halbfinale sehen, dass wir uns deutlich gesteigert haben. Wir sind diesmal körperlich besser drauf.

Können Verletzungen während der Saison nun sogar zum Vorteil werden? Viele Leistungsträger hatten so Erholungsphasen, und die zweite Reihe bekam mehr Spielpraxis.

Das kann sein. Athanasios Protopsaltis zum Beispiel hatte das ganze Jahr viele Probleme. Aber seit dem Halbfinale ist er zurück, fit und frisch. Und schlechter kann es für uns nach den Finalniederlagen der vergangenen Jahre ohnehin nicht werden.

Wo liegen im Duell mit Berlin die Stärken Ihrer Mannschaft?

Wir sind die gut eingespielte Mannschaft. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir nur zwei neue Zuspieler. Wir harmonieren gut. Wir waren auch zuvor schon stark in der Kombination aus Block und Abwehr, haben in dieser Saison aber auch im Aufschlag einen Schritt nach vorne gemacht. Da nehmen wir auch mal mehr Risiko. Das hat uns im Halbfinale gegen Lüneburg schon geholfen.

In der Hauptrunde gab es gegen Berlin je zwei Auswärtssiege. Wie viel bedeutet überhaupt der Heimvorteil, den Friedrichshafen ja hat?

Der ist immer schön. Wir haben die Fans im Rücken, schlafen im eigenen Bett, müssen nicht reisen. Aber über die letzten Jahre hat Berlin in Friedrichshafen gewonnen, und wir haben auch in Berlin gewonnen. Ob das dann so entscheidend ist, weiß ich nicht. Als die Berliner hier im November gewonnen haben, war das der vierte Spieltag. Und als wir in Berlin siegten, hatten die Volleys einen Tag vorher einen neuen Zuspieler bekommen. Das sagt alles für die Finalserie jetzt nichts mehr aus. Es geht wieder von Null los.

Wie sehr wurmt es denn, dass Friedrichshafen so lange keine Meisterschaft mehr geholt hat?

Es macht zumindest mir keinen extra Druck. Besonders weil so viele neue Spieler und Trainer in Berlin sind. Dementsprechend denken wir nicht: »Oh nein, nicht schon wieder gegen diese Berliner!«

Ihr Trainer Vital Heynen wird das Team nach der Saison verlassen. Ist das Extramotivation, ihm doch noch mal die Meisterschaft zu schenken?

Nicht nur ihm. Ich denke, wir werden einen Umbruch haben. Auch einige Spieler werden gehen. So wäre es ein optimaler Abschluss, wenn wir das alle noch mal zusammen schaffen. Wir wissen, das sind die letzten zwei, drei Wochen, die wir als Mannschaft zusammen haben. Ich habe schon erlebt, dass manche Sportler dann sagen: »Wir gehen eh getrennte Wege, ist alles nicht mehr so wichtig.« Aber die letzten Wochen war bei uns das Gegenteil zu spüren. Wir sind noch mal zusammengerückt. Wir geben noch mal Vollgas.

Sie sprechen es an, viele Verträge laufen aus. Kein Wunder, Heynen hatte das Team zusammengestellt. Gehen Sie davon aus, dass Friedrichshafens Mannschaft danach eine komplett andere sein wird?

Ich bin in der Tat einer von ganz wenigen, dessen Vertrag noch weiterläuft. Ich bleibe also. Aber klar, einige Spieler werden gehen. Es kommt ein neuer Trainer mit einer neuen Idee, Volleyball zu spielen, einer anderen Philosophie. Der will dafür vielleicht auch den einen oder anderen Spielertypen. Aber obwohl wir wissen, dass es Veränderungen geben wird, hat das keine Unruhe geschaffen. Wir sind voll fokussiert, arbeiten gut im Training und haben echt viel Spaß in der Mannschaft. Das, was danach passiert, ist wirklich noch gar kein Thema. Uns eint das ganz klare Ziel: Wir wollen die Meisterschaft gewinnen. Das hat uns sogar noch mal einen Extraschub gegeben.

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