- Kommentare
- Martin Schulz
100 Prozent Schulz
Dass der Ex-Kanzlerkandidat nach dem Fraktionsvorsitz schielt, ist einer der Treppenwitze der an ihr Ende kommenden SPD-Geschichte, meint Jana Frielinghaus
Wie kommt es, dass überhaupt noch jemand diese SPD wählt? Es sind ja nicht mehr viele, aber immer noch mehr als jene, die mit der LINKEN der einzig verbliebenen sozialdemokratischen Partei den Vorzug geben. Und das, obwohl sich jeden Tag irgendein Sozi freiwillig zum Horst macht.
Vor kurzem zum Beispiel Sigmar Gabriel, der mit weiteren Steuersenkungen für Konzerne einen »sozialen Kapitalismus« schaffen will. Oder Katarina Barley, die im »Freitag« gerade auf die Frage, ob der Kapitalismus überwunden werden sollte, antwortete: »Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft« - nachdem die SPD diese sowohl im Inland als auch in der Europäischen Union in den letzten Jahrzehnten nach allen Regeln der Kunst entkernt hat. Und nun kommt Martin Schulz und will Vorsitzender der Bundestagsfraktion werden, wie »Spiegel online« am Freitag berichtete.
Klar wird Parteichefin Nahles für die anstehenden weiteren Wahldebakel in irgendeiner Form Verantwortung übernehmen müssen. Dass Schulz ausgerechnet sich selbst als Alternative zu ihr an der Fraktionsspitze sieht, ist an Peinlichkeit eigentlich kaum zu überbieten. Schulz schafft das aber locker, indem er Nahles vorschlägt, sie könne doch wieder Arbeitsministerin werden. Er meint also, mit Hubertus Heil mal eben gerade den SPD-Minister wie eine Schachfigur wegschieben zu können, der sich im Groko-Kabinett mit zumindest beachtenswerten sozialpolitischen Konzepten profiliert hat. Na dann: gute Nacht, SPD.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.