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Schnitzel und Transplantate
Steffen Schmidt über die japanischen Forschungen an Mensch-Tier-Mischwesen
Knapp 10 000 Menschen warteten 2017 in Deutschland auf ein Spenderorgan. Nicht einmal für ein Viertel davon reichte das Spendenaufkommen. Hierzulande baut die Politik auf veränderte Zustimmungsregeln für Spender. In Japan, so scheint es, setzt man auf einen anderen Weg: Xenotransplantate, also Organe aus anderen Säugetieren, wegen der Größenverhältnisse wohl vor allem von Schweinen.
Um die zu erwartende Abstoßungsreaktion zu mildern oder gar zu vermeiden, soll das gesuchte Organ allerdings als menschliches Organ im Schwein wachsen. Derartige Mischwesen, Chimären genannt, dürfen in Japan nun zu Forschungszwecken hergestellt werden.
Werden uns also demnächst Schweine mit menschlichen Eigenschaften über den Weg laufen? Vermutlich nicht mehr als jetzt auch schon. Die moralischen Einwände gegen derlei Experimente müssten denn auch die gleichen sein, die man gegen Aufzucht und Schlachtung von Tieren zum menschlichen Verzehr vorbringen kann. Bis zu 715 Tiere verzehrt der statistische Deutsche in seinem Leben, ein Großteil davon sind Schweine. Wenn eines davon mit einer Bauchspeicheldrüse oder Leber einem Menschen das Leben retten kann, wäre das wohl moralischer, als mit Schnitzel und Schinken die Zahl der Übergewichtigen zu mehren. Nicht grundlos fand der Ethikrat die Forschung an Chimären für diesen Zweck schon 2011 vertretbar.
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