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Selbstbehauptung und Stolz

Im Kerker der uruguayischen Militärdiktatur

  • Henri Klein
  • Lesedauer: 2 Min.

Lateinamerika ist der Kontinent, auf dem am häufigsten geputscht wurde. Zugleich ein Kontinent machtvoller sozialer Bewegung und Befreiungskämpfe. Uruguay, das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika mit etwas mehr als drei Millionen Einwohnern, macht da keine Ausnahme.

Mauricio Rosencof/ Eleuterio Fernández Huidobro: Kerkerjahre. Als Geiseln der uruguayischen Militärdiktatur.
A. d. Span. v. Lydia Hantke. Assoziation A, 384 S., br., 19,80 €.

Das 20. Jahrhundert begann in diesem Land zwar mit einer Phase der Demokratisierung und Prosperität. In den 50er Jahren jedoch häuften sich wirtschaftliche Problemen. Es kam zur Gründung einer Stadtguerilla, bekannt unter der Bezeichnung Tupamaros. Am 27. Juni 1973 putschte das Militär und führte fortan einen gnadenlosen Krieg gegen die Opposition, gegen das eigene Volk. Erst zwölf Jahre später kehrte das Land am Río de la Plata zur Demokratie zurück, was der preisgekrönte Film »Compañeros. La noche de 12 años« in seinem Titel aufgreift. Das dem Film zugrunde liegende Buch ist jetzt neu erschienen.

In den zwölf Jahren der Nacht wies Uruguay weltweit den prozentual höchsten Anteil an politischen Gefangenen auf. Zu jenen, die in den Kerkern der Junta schmachteten, gehörte José Mujica, der 2010 Staatspräsident für fünf Jahre werden sollte. »El Pepe«, wie er im Volk liebevoll genannt wurde, ist einer der drei Protagonisten im Buch; die beiden anderen Helden sind der Schriftsteller Mauricio Rosencof, einer der Gründer der Tupamaros, sowie der 2016 verstorbene Publizist und Politiker Eleuterio Fernández Huidobro. Sie wurden vom Regime im Kampf gegen die Befreiungsbewegung als Geiseln genommen. In der Haft verständigten sie sich per Klopfzeichen. Sie schworen sich, wer überleben sollte, würde Zeugnis ablegen über ihr Martyrium. Mujica war bei seiner Entlassung schwer krank, so erfüllten die beiden anderen den Schwur. Entstanden ist ein einzigartiges Dokument von Widerstand und Würde, Selbstbehauptung und Stolz unter unmenschlichsten Bedingungen mit ständiger Folter und in strengster Isolation - »im Reich der Stille und des Terrors«, wie Eduardo Galeano schrieb.

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