Schlechtes Zeichen

Simon Poelchau über die Reform des Kurzarbeitergeldes

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Schon seit Monaten reden Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände auf die Bundesregierung ein, sie möge die Bedingungen für Kurzarbeitergeld erweitern. Dass sie dies nun auch beschloss, dürfte daher keinen überraschen. Stattdessen ist es ein schlechtes Zeichen.

Denn hinter dem Ruf nach leichterem und längerem Kurzarbeitergeld steht die dunkle Vorahnung, dass es auf längere Zeit nicht mehr so rund in der Wirtschaft laufen wird. Daran kann auch die geringfügige Anhebung der Wachstumsprognose der Bundesregierung nichts ändern. Denn ausgerechnet in der Industrie, die lange als Rückgrat des Aufschwungs abgefeiert wurde, zeichnet sich eine Strukturkrise ab - die Manager setzten zu lange auf Geschäftsmodelle, die bisher zwar satte Profite bescherten, aber nun nicht mehr wirklich zukunftsfähig sind.

Doch um auch in 10, 20 Jahren noch Gewinne für die Eigentümer machen zu können, braucht man nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern auch Angestellte, die diese erwirtschaften. Deshalb setzte sich auch in den Chefetagen die Einsicht durch, dass die Angestellten nicht nur Kosten, sondern auch Humankapital sind.

Länger kurz arbeiten
Union und SPD ergreifen Maßnahmen, damit die Industrie den ökologischen Strukturwandel sozial gestaltet

Die Kosten für das Update für die Angestellten konnte die Wirtschaft jetzt mit dem neuen Kurzarbeitergeld auf den Staat abwälzen. Ob damit die Arbeitsplätze auch morgen noch sicher sind, ist jedoch fraglich.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal