Vollzeitanarchist

Personalie

  • Ewgeniy Kasakow
  • Lesedauer: 2 Min.

Der russische Anarchist Ilja Romanow soll freigelassen werden. Ein Gericht hat bereits am 31. März seine Entlassung aus gesundheitlichen Gründen angeordnet. Ein konkretes Datum steht noch nicht fest, auch kann die Staatsanwaltschaft das Urteil noch anfechten. Romanow erlitt im letzten Oktober einen Schlaganfall und ist seitdem halbseitig gelähmt. Von da an liefen in mehreren Städten Russlands Aktionen für seine Freilassung.

Der 1967 im heutigen Nischni Nowgorod geborene Romanow ist seit seiner Schulzeit Aktivist in Vollzeit. Er war Mitglied in der Konföderation der Anarchosyndikalisten (KAS), später im trotzkistischen Komitee für die Arbeiterrevolution und den internationalen Sozialismus (KRDMS) um Sergej Bietz, danach setzte er sich für eine Synthese verschiedener linker Strömungen in Russland und der Ukraine ein.

Immer wieder kam er dabei in Konflikt mit dem Staat. 1998 wurde Romanow in Russland wegen Drogenbesitzes verhaftet, 2002 folgte die nächste Festnahme. Die Staatsanwaltschaft warf ihm Sprengstoffbesitz vor. Aus Mangel an Beweisen freigelassen, entzog er sich weiteren Repressalien durch die Ausreise in die Ukraine.

Dort nahm man ihn erneut fest. Bei Romanow fand man eine Pistole, Munition und Sprengstoff. Es folgte eine Anklage im Prozess um die »Komsomolzen von Odessa«. Die angebliche Terrorzelle habe eine »sowjetische Schwarzmeerrepublik« geplant. Romanow wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Nach Absitzen der Strafe kehrte er 2012 nach Russland zurück, doch seine Freiheit währte nur kurz. Im Oktober 2013 verletzte er sich im Stadtpark von Nischni Nowgorod nach eigenen Angaben bei der Detonation eines selbstgebauten Knallkörpers. Noch im Krankenhaus, wo seine linke Hand amputiert wurde, verhaftete man ihn. Im August 2015 wurde Romanow wegen eines versuchten terroristischen Anschlags zu neun Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt. Und 2018 kam noch eine fünfeinhalbjährige Strafe für »Verbreitung von Aufrufen zum Terrorismus« dazu.

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