Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr

In Deutschland werden Bestimmungen verschärft, in Südeuropa die harten Ausgangssperren gelockert

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

In keinem Land traf es die Kinder so hart wie in Spanien: Sechs Wochen war der Gang vor die Tür verboten, von wenigen Ausnahmen wie für autistische Kinder abgesehen. Selbst in Italien, das ähnlich wie Spanien extrem hart von der Corona-Pandemie betroffen ist, dürfen die Kinder in Begleitung von Erziehungsberechtigten schon seit Anfang April wieder vor die Tür. Und in Portugal unter der sozialdemokratischen Minderheitsregierung gab es mit Beginn der Ausgangssperre ein verbrieftes Recht auf einen Spaziergang »für die mentale Gesundheit«, von dem sich die spanische Minderheitsregierung des Sozialdemokraten Pedro Sánchez mit einem Blick über die Grenze hätte inspirieren lassen können.

Das tat sie nicht. Ihr erster Vorschlag auf Lockerung, dass Kinder ihre Eltern künftig »bei erlaubten Tätigkeiten« wie dem Gang zum Einkaufen oder in die Apotheke begleiten könnten, stieß auf lautstarken Protest: Es gab Kochtopfkonzerte auf den Balkonen. Daraufhin lenkte Sánchez ein: Seit Sonntag dürfen Kinder bis 14 Jahre erstmals wieder das Haus verlassen - und das sind landesweit etwa 5,8 Millionen Mädchen und Jungen. Es gelten aber strenge Auflagen: Nur ein Elternteil darf maximal drei Kinder begleiten, zudem ist die Zeit der täglichen Ausflüge auf eine Stunde zwischen 9 und 21 Uhr in einem Radius von einem Kilometer begrenzt.

Spaniens Nachbar Frankreich hat ebenfalls bereits über 20 000 Tote durch die Corona-Pandemie zu beklagen. Am heutigen Dienstag will die Regierung in Paris dem Parlament einen Plan für die Lockerung der Ausgangsbeschränkungen vorlegen. »Gesundheit (Masken, Tests, Isolation ...), Schule, Arbeit, Geschäfte, Transport und Versammlungen«, twitterte der Premier Édouard Philippe vorab schon die sechs neuralgischen Punkte.

Italiens Premierminister Giuseppe Conte kündigte an, dass die Menschen ab dem 4. Mai wieder in Parks spazieren gehen und Verwandte besuchen dürften - allerdings nur mit Masken und unter Einhaltung der Abstandsregeln. Große Familientreffen und private Feiern seien weiterhin nicht erlaubt. In Italien galt seit 4. März eine scharfe Ausgangssperre ähnlich wie in Spanien seit dem 14. März.

In Deutschland, das im Vergleich zu Italien, Spanien und Frankreich bisher weniger hart getroffen wurde und auch deswegen weniger restriktiv agierte, wird die Maskenpflicht nun verschärt. Seit Montag muss in vielen Bundesländern im öffentlichen Nahverkehr und vielfach auch beim Einkaufen ein Mund-Nase-Schutz getragen werden. In Berlin gilt die Pflicht nur im Nahverkehr. Laut den ersten Berichten halten sich die Nutzer daran. Lockerungen und Verschärfungen werden weiter gegeneinander abgewogen.

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