Kein Zeichen gegen Sexismus

Harvey Weinsteins millionenschwerer Vergleich kann die »Kultur sexualisierter Gewalt« nicht beenden

In den USA sieht man dieser Tage, was es kosten kann, Frauen sexuell zu belästigen. Der Filmproduzent Harvey Weinstein, der wegen Vergewaltigung bereits zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde, einigte sich in New York mit Klägerinnen auf einen Vergleich: 18,8 Millionen Dollar zahlt er insgesamt an Entschädigung an jene, die ihn der sexuellen Belästigung angeklagt hatten.

Doch nicht alle Beteiligten begrüßen den Vergleich. Ein »Ausverkauf der Überlebenden von Weinstein« lautet die Kritik einiger Anwälte in dem Verfahren. Tatsächlich stellt sich die Frage, welchen Effekt eine einmalige Strafzahlung in der Debatte um sexualisierte Gewalt haben kann. Manchen der Betroffenen mag Geld - und vielleicht auch das Ende von Weinsteins Karriere - als Entschädigung reichen, gleichzeitig handelt es sich dabei jedoch um einen Tropfen auf den heißen Stein der »Kultur der Gewalt gegen Frauen«, wie sie die Me-Too-Debatte sichtbar gemacht hat.

Und auch, wenn Weinstein bereits verurteilt wurde und sobald nicht aus dem Gefängnis kommen wird - sich aus Verfahren um sexuelle Belästigung quasi freikaufen zu können, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Es gibt keinen angemessenen Preis für Belästigungen und sexualisierte Gewalt. Es ist die Toleranz gegenüber Sexismus, die ein Ende finden muss.

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