Rechter Wahn und Wirklichkeit

Claudia Krieg über Verschwörungsideologen

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

1,3 Millionen Teilnehmer wollen die Organisatoren der rechtsoffenen Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen bei ihrem Marsch gezählt haben, wie sie bei der Abschlusskundgebung bekannt gaben, bevor diese von der Polizei aufgelöst wurde. Die Polizei geht von 17 000 Beteiligten aus. Doch auch diese Zahl wirkt nicht angemessen - angesichts der Länge der Demonstration. Es kann davon ausgegangen werden, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der sich selbst als »Rebellen« imaginierenden Demonstranten den Tag tatsächlich für eine Art touristischen Ausflug nach Berlin genutzt hat - davon zeugten am Abend die voll besetzten ICEs Richtung Süddeutschland mit Reisenden ohne Mundschutz, dabei heftig gestikulierend und diskutierend am Berliner und am Leipziger Hauptbahnhof.

Es ist nicht bekannt, dass auch nur ein einziger Reichskriegsflaggenträger auf der Demonstration aufgefordert wurde, dieses verherrlichende Symbol nationalsozialistischer Ideologie, die in der Vernichtung von Millionen von Menschen gipfelte, herunterzunehmen. Dafür ist dokumentiert, dass das antisemitische und verschwörungsideologische Magazin »Compact« des Rechtsextremen Jürgen Elsässer so ungehindert verteilt wurde wie das NPD-Hetzblatt »Deutsche Stimme«, die Aktivisten der »Patriotic Opposition Europe« ebenso ungehindert einen mit einer Musikanlage bestückten Lkw durch die Coronaparty fahren ließen und gewaltbereite Hooligans unter Applaus Journalist*innen attackierten.

Ungefährliche Spinner? Analyse der Verschwörungsdemo

Die Beteiligung extrem rechter und verschwörungsideologischer Kreise war abzusehen. Wer auch immer mit den Rufen »Freiheit« oder »Frieden« auf den Lippen glaubt, bürgerliche Rechte verteidigen zu müssen, weiß, mit wem er sich einlässt. Das eine ist der Wahn, das andere die Wirklichkeit.

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