- Kommentare
- Reservistenverband
Eile mit Weile
Daniel Lücking über Prepper-Netzwerke mit Bundeswehrbezug
Bald ist es ist fünf Jahre her, dass erstmals über die rechtsextremen Netzwerke berichtet wurde, in denen Untergangsfanatiker einen »Tag X« herbei sehnen. Der Tag, an dem die Ordnung der Bundesrepublik zusammengebrochen sein soll, ist nach Wunsch dieser sogenannten Prepper dann auch der Tag, an dem sie ihre politischen Gegner gefangen nehmen und töten wollen. Ätzkalk und Leichensäcke seien dafür bereits besorgt, so quasseln die Rechtsradikalen in ihren Chatgruppen.
Im Dezember 2020 könnte es zur Einstellung entsprechender juristischer Verfahren kommen, wenn der Anfangsverdacht wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verjährt. Dabei werden immer wieder Vernetzungen zur Bundeswehr deutlich, wenn eine Chatgruppe enttarnt wird. Burschenschaften, Söldner und private Sicherheitsvereine, wie Uniter, gelten gemeinsam mit rechtsradikalen Reservisten und Soldaten als größte Bedrohung. Daran habe sich nichts geändert, sagt die Bundesregierung.
Berlin. Ein mutmaßlich rechtsextremer Bundeswehrreservist wurde auf eigenen Antrag aus dem Reservistendienstverhältnis entlassen. Nach Informationen des »nd« war der einer Preppergruppe angehörige Gunnar G. bis zum 30. Juni 2020 als »Beauftragter Sanitätsoffizier« in einem Corona-Krisenstab in Sachsen-Anhalt eingesetzt. Seine Aktivitäten waren durch Berichte der Taz und der Internetseite LSA-Rechtsaussen.net Anfang Juni 2020 bekannt geworden. Über die Chats der Prepper-Gruppe war die Verbindung zur Burschenschaft Germania Leipzig und zum AfD-Politiker Michael Schuster ersichtlich. Mindestens drei weitere Reservisten waren in dieser Chatgruppe an Planungen für einen Tag X beteiligt, an dem politische Gegner getötet werden sollen.
Nichts geändert hat sich leider auch bei den Ermittlungen, denn Beschuldigte sind noch nicht befragt worden. Damit wäre die drohende Verjährung abgewendet, teilte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg kürzlich mit. Warum es trotzdem nicht eilt, bleibt fraglich.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.