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Facebook sperrt linke Accounts
Das Kollektiv »Crimethinc« klagt über Kriminalisierung
In der letzten Zeit wird viel über das Sperren von rassistischen und antisemitischen Texten bei Facebook, Google und anderen Internetgiganten diskutiert. Weniger bekannt ist hingegen, dass Facebook in den letzten Wochen auch Accounts von linken und libertären Initiativen blockiert hat. So wurden bereits am 20. August die Konten von »Crimethinc« und scheinbar mit diesem nordamerikanischen Kollektiv sympathisierenden Künstler*innen und Autor*innen gesperrt.
Bei »Crimethinc« handelt es sich um ein publizierendes Netzwerk, das Mitte der 1990er Jahre entstanden ist und sich im Zuge der globalisierungskritischen Proteste zu einer weltweit beachteten Stimme der staatskritischen Linken entwickelt hat. Die Texte, die größtenteils auch in die deutsche Sprache übersetzt werden, sind sowohl vom Anarchismus als auch vom Poststrukturalismus und Situationismus geprägt. Auf der Homepage des Netzwerks wird die Löschung als Kriminalisierung sozialer Bewegungen bezeichnet und daran erinnert, dass US-Präsident Donald Trump seit Monaten eine Kampagne gegen tatsächliche und vermeintliche Anarchist*innen führt. In der Erklärung wird auch daran erinnert, dass sich Facebook damit gerühmt hat, die Aufstände in Ägypten gefördert und bekannt gemacht zu haben. Jetzt wird die radikale Opposition in den USA dagegen sanktioniert.
Mittlerweile ist die globale Solidarität mit den von Facebook gesperrten Initiativen, Publizist*innen und Künstler*innen angelaufen. Einen Offenen Brief, in dem diese Maßnahme als Zensur verurteilt wird, haben unter anderem der Linguist und langjährige politische Aktivist Noam Chomsky, das Twitter-Gründungsmitglied Evan Henshaw-Plath, die Whistleblowerin Chelsea Manning und die Schriftsteller*innen Rachel Kushner und Cory Doctorow unterzeichnet.
In dem Schreiben wird betont, dass sich die Zensurmaßnahmen nicht nur gegen anarchistische Zusammenhänge richten. »Die Entscheidung von Facebook richtet sich gegen alle, von Hip-Hop-Musiker*innen und Journalist*innen bis zu Filmemacher*innen und Communitiy-Gruppen«, heißt es. Es wird darauf verwiesen, dass auch die Seiten der Autor*innen Nathan Goodmann und Kelly Wright gesperrt wurden, die sich in ihren Texten mit den Facetten des gewalttätigen Verhaltens von staatlichen Stellen und extrem rechten Gruppen befassen. So wird mit der Facebook-Sperrung radikale Kritik an Polizeigewalt ebenso erschwert wie die Verbreitung antifaschistischer Texte.
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