Nachrichtendosis für die Nachteulen
Ein Gespräch über das »heute journal up:date« und Informationen für jene, die um Mitternacht wach sind
Frau Zimmermann, Frau Gökdemir, haben Sie je von Angelika Hinsch und Petra Welling gehört?
Hanna Zimmermann: Nein.
So heißt die weibliche Doppelspitze im Stückgutverband Systemlogistik Paderborn. Was sagt es über die Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft aus, wenn selbst sogenannte Männerdomänen mittlerweile von zwei Frauen geführt werden?
Zimmermann: Mir sagt es vor allem, dass es aber auch mal Zeit wird.
Sie klingen jetzt beide so kurzangebunden, als wäre Ihnen die Vorreiterinnenrolle irgendwie unangenehm. Dient die Tatsache, dass es nach der »taz« und der »freundin« nun auch beim »heute up:date« eine weibliche Doppelspitze gibt, nicht unweigerlich dem Kampf um Gleichberechtigung in den Medien und damit der Gesellschaft?
Gökdemir: Der Kampf für mehr Gleichberechtigung sollte stets geschlechterunabhängig sein.
Gökdemir: Zwei Moderatorinnen und eine mit Migrationshintergrund. Ich ahne, dass Sie mich gleich auch noch auf meine türkische Herkunft ansprechen.
Sie kommen mir da in der Tat zuvor.
Gökdemir: Grundsätzlich will ich im Zusammenhang mit meiner Arbeit vor allem als Journalistin wahrgenommen werden. Ich bin Frau, Gastarbeiterkind und noch so vieles mehr, und ich habe eine gewisse Sensibilität für gesellschaftliche Themen und Probleme. Wenn ich anderen Mut machen kann - umso besser. Aber in einer Nachrichtensendung spielt meine Herkunft keine Rolle.
Worum genau geht es beim »heute journal up:date«?
Zimmermann: Der Name der Sendung trifft es gut. Wir liefern zur späten Stunde ein Update, also den neusten Stand der wichtigsten Nachrichten des Tages. Wenn nach dem »heute journal« noch etwas passiert, dann berichten wird natürlich darüber. Und das geschieht öfter, als man denkt. Beispielsweise, wenn ein EU-Gipfel wieder bis in die Nacht hinein dauert oder bei Nachrichten aus den USA wegen der Zeitverschiebung.
Also keine Vertiefung, sondern Fortsetzung?
Gökdemir: Die Herausforderung ist definitiv, das »heute-journal« um weitere Perspektiven, O-Töne, Informationen zu bereichern. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir denselben Aufmacher haben, ist groß. Aber unter aktualisierten Gesichtspunkten.
Bei Ihrer Referenzgröße, der abgesetzten Nachrichtensendung »heute+«, hatte man angesichts der modernen Bild- und Tonsprache gelegentlich das Gefühl, hier wird Fernsehen für jene gemacht, die gar nicht mehr fernsehen.
Zimmermann: Dazu muss man wissen, dass sich einiges, was früher auf diesem späten, etwas experimentelleren Sendeplatz gelaufen und gut angekommen ist, später auch in anderen Sendungen des ZDF-Programms gefunden hat.
Wie konsumieren Sie Informationen?
Zimmermann: Ich konsumiere Nachrichten auf unterschiedlichsten Wegen. Das Fernsehen gehört natürlich dazu, wobei ich Sendungen nicht nur zu einer bestimmten Uhrzeit im linearen Programm sehe, sondern oft auch zeitversetzt in der Mediathek, zum Beispiel auf meinem Smartphone. Außerdem höre ich gern Radio, lese Onlinemedien und nutze auch Twitter als Informationsquelle.
Und wie kommen Sie mit der Nachtschicht klar?
Gökdemir: Da müssen Sie mich in zwei Monaten noch mal fragen. Augenringe verraten so einiges …
Gökdemir: Also ich komme lieber spät von der Arbeit nach Hause, als dass ich früh zur Arbeit muss.
»heute journal up:date«, ab dem 7. September auf ZDF.
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